Pater Hagenkord blickt auf die Papstreise nach Südkorea

Auf in ein tiefgespaltenes Land

Die Spaltung Koreas und ein Fährunglück mit Kindern beschäftigen die Menschen in Südkorea, erklärt Pater Bernd Hagenkord. Und in den nächsten Tagen auch Papst Franziskus. domradio.de überträgt ab ca. 8.45 Uhr live aus Seoul.

Papstreise (dpa)
Papstreise / ( dpa )

domradio.de: Der Papst kommt nach Korea. Wie groß ist die Vorfreude dort?

Pater Bernd Hagenkord (Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan): Korea ist ja nun kein sehr christliches Land. Viele Menschen kriegen das jetzt erst mit, dass der Papst überhaupt kommt. Die Zeitungen haben erst in den letzten Tagen angefangen, ausgiebig darüber zu berichten. Die Katholiken freuen sich natürlich sehr, aber der Papst kommt in ein tiefgespaltenes Land, das macht sich in der Vorfreude in der Tiefe bemerkbar.

domradio.de: Franziskus ist bekannt für seine politischen Impulse, die er immer wieder setzt. Wie politisch werden diese Tage in Korea?

P. Hagenkord: Alles ist hier politisch, habe ich festgestellt. Ob es nun der Untergang der Fähre ist, der hochgradig politische Auswirkungen hat. Im April ist hier eine Fähre gekentert. 300 Menschen sind dabei verstorben, davon viele Kinder. Das hat unendlich viel Korruption aufgedeckt. Natürlich geht es hier immer wieder um den Konflikt mit dem Norden, sozusagen die Mutter aller Konflikte hier in Korea. Der Papst wird wahrgenommen werden, was auch immer er sagen wird.

domradio.de: Wie macht sich das in den Programmpunkten bemerkbar?

P. Hagenkord: Der Schlusspunkt wird die Messe der Versöhnung sein: Am Montag wird er die feiern in der Kathedrale von Seoul, die Kathedrale darf man sich jetzt nicht so groß vorstellen, das ist nicht der Kölner Dom. Das ist für deutsche Verhältnisse eher eine Pfarreikirche. Aber es ist ganz wichtig, dass das Wort Versöhnung vorkommt und das zelebriert wird. Innerhalb der südkoreanischen und nordkoreanischen Gesellschaft braucht es das ganz dringend. Das sagt mir jeder Koreaner, mit dem ich hier spreche.

Ein ganz wichtiger Punkt ist auch die Seligsprechung der Märtyrer. Die katholische Kirche Koreas ist ja sozusagen eine Selbstgründung. Vor 200 Jahren hat es kaum Missionare gegeben, sondern Laien haben sich den Glauben selbst ins Land gebracht und haben dann angefangen zu taufen. Das ging 50 Jahre lang auch ohne Priester. Das ist auch eine Wahrnehmung und Würdigung einer Kirche mit einer ganz eigenen Tradition und eigenen Identität, die dadurch vorgenommen wird. Ganz wichtig sind natürlich die Opfer der Fährkatastrophe. Das ist ganz wichtig für Korea, dass der Papst das nicht ignoriert, sondern ganz bewusst in sein Programm aufnimmt. Es gibt einen Hungerstreik im Augenblick von Angehörigen der Opfer, genau an der Stelle, wo der Papst die Messe feiern wird. Die Bischofskonferenz hat entschieden, natürlich werden wir das nicht räumen lassen, sondern sie dürfen da bleiben. Das gehört eben dazu.

domradio.de: Anlass für die Pastoralreise ist ja der Asiatische Jugendtag, der Papst feiert die Schlussmesse. Wie müssen wir uns das vorstellen?

P. Hagenkord: Auf keinen Fall wie in Rio de Janeiro oder in Köln. Das sind ganz kleine Dimensionen, von denen wir hier reden. Das sind ein paar Tausend Jugendliche, die aus ganz Asien kommen. Das hat eine ganz andere Tradition als die Weltjugendtage, das sind eher Delegierte, die dazu kommen, auch aus Ländern wie Vietnam, wo es gar nicht so einfach ist, mit der Religionsausübung. Es sind Jugendliche einer nicht sehr großen Kirche, insgesamt aber einer jungen vibrierenden und sicherlich auch, was Berufungen angeht, was Überzeugungen angeht, einer sehr starken Kirche.

domradio.de: Der Papst ist bekannt für seine Überraschungen. Können wir in Korea überraschende symbolhafte Zeichen und Worte erwarten?

P. Hagenkord: Die Natur der Überraschung ist, dass sie überraschend ist, aber ich vermute es schon. Auf der anderen Seite ist das ja nicht sein "Pflaster". Der Papst ist nicht jemand, der sich flüssig in der englischen Sprache bewegen kann und selbst die englische Sprache ist jetzt nicht so, dass jeder Koreaner sie auch verstehen würde. Allein sprachlich ist das schon schwierig. Symbole wird er sicherlich setzen. Er wird sicherlich auch Bezug nehmen auf Nordkorea und die Opfer der Fährkatastrophe. Ich glaube, Franziskus wäre nicht Franziskus, wenn er nicht irgendwas machen würde, wo wir sagen würden "Hoppla, das war nicht im Programm". Und das ist gut so.

Das Interview führte Matthias Friebe


Betroffene des Fährunglücks  (dpa)
Betroffene des Fährunglücks / ( dpa )
Quelle:
DR