Pater Stefan Dartmann über seine Pläne mit Renovabis

Ein Westfale blickt nach Osten

Mit einem Festgottesdienst ist der neue Hauptgeschäftsführer des Osteuropahilfswerks Renovabis, Jesuitenpater Stefan Dartmann, am Morgen in sein Amt eingeführt worden. Im domradio.de-Interview spricht der Westfale über seine Pläne und Ziele.

 (DR)

domradio.de: Renovabis ist das jüngste der katholischen Hilfswerke in Deutschland. Was sind denn Ihre Ziele mit der Übernahme des neuen Amtes?

Stefan Dartmann: Die Ziele bestehen zunächst einmal in den Zielen, die Renovabis hat. Das sind Ziele, die uns vorgegeben sind. Ich steige in ein zwar junges, aber doch sehr gut funktionierendes und sehr lebendiges Hilfswerk ein. Die Arbeit, die Solidarität mit den Menschen in Zentral-, Ost- und Südosteuropa ist unsere Aufgabe. Als Teil der katholischen Kirche von Deutschland, als ein Werk, das viele Menschen hier im Lande mit Gruppen und Einzelaktionen unterstützen, was vielen Menschen etwas bedeutet, sind wir einfach der ausführende Arm dieser Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken.



domradio.de: Renovabis fördert ja nach 17 Jahren mehr als 17.000 Projekte in fast 30 osteuropäischen Ländern. Welche Projekte liegen Ihnen denn da am meisten am Herzen?

Dartmann: Es liegen mir sehr verschiedene Projekte am Herzen, weil je nach Situation der Länder natürlich auch die Bedürfnisse verschieden sind. Es gibt sowohl die direkten pastoralen Aufgaben in der katholischen Kirche, die auch die Infrastruktur angehen. Es gibt aber auch sehr wichtige soziale Aufgaben, seien es Kinderheime, Sozialstationen, Altenheime. Es gibt die Förderung der Laienstrukturen, die Bildung, die Medienarbeit - all dies sind Ziele, die in den verschiedenen Ländern oder manche auch als Querschnittsthemen für die Arbeit überhaupt in Osteuropa interessant sind.



domradio.de: Auch 20 Jahre nach der Gründung des Hilfswerks Renovabis fließt ja sehr viel Geld und auch Hilfe nach Osteuropa. Ist das denn weiterhin auch nötig und wichtig?

Dartmann: Ja. Wir dürfen es nicht nur aus der Perspektive finanzieller Notsituationen sehen. Es geht ja hier um eine Gestaltung oder auch um die Heilung einer Wunde in Europa: die Trennung zwischen Ost und West, die auch durch die ganze Geschichte des kommunistischen Systems natürlich zu zwei ganz verschiedenen Welten geführt hat. Diese Welten miteinander ins Gespräch zu bringen, für einander zu interessieren, das ist, auch jenseits der finanziellen Aufgaben, die immer noch groß sind, eine ganz wichtige Dimension. Wir brauchen immer mehr gemeinsame Projekte, Projekte, die uns zusammenführen.



domradio.de: Jesuitenpater Eugen Hillengass hat ja die Gründung von Renovabis bewerkstelligt. Und mit Ihnen folgt jetzt erneut ein Ordensmann der Gesellschaft Jesu auf dieser Stelle. Was ist denn den Jesuiten mit Blick auf die Osthilfe wichtig?

Dartmann: Ich denke z.B. an ein Thema, das in den letzten Generalkongregationen für uns wichtig war: das Thema der Versöhnung. Das hat pastorale, theologische, aber auch soziale und politische Implikationen. Dieses Thema ist, sobald man sich nur etwas die Landschaft von Europa anschaut, ein Thema, das viele Nachbarschaften bestimmt oder bestimmen könnte. Manchmal wird das Thema auch ausgeklammert. Ich halte es gerade für eine kirchliche Aufgabe, dieses Thema der Versöhnung aktiv zu betreiben und Projekte zu initiieren, die in diesem Sinne wirken.



domradio.de: Sie sind Westfale und waren viele Jahre als Seelsorger in Schweden tätig. Da war es für Sie ja konsequent, die schwedische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Jetzt Osteuropa, Welche Verbindung haben Sie dazu?

Dartmann: Ich habe in den letzten sechs Jahren als Provinzial der Jesuiten eine Aufgabe gehabt, die mich vielfach auch in den Osten geführt hat, weil wir auf der Ebene des Ordens auch in größeren Einheiten zusammenarbeiten und de facto sind Osteuropa und Zentraleuropa heute das, was wir eine Assistenz nennen. Und in dieser Hinsicht habe ich dann auch eine Reihe von Ländern besucht und dort auch mit meinen Kollegen gesprochen.