Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisiert den Vorschlag des Bundespräsidenten, eine offizielle Gedenkstunde für die Opfer der Corona-Pandemie zu veranstalten. Es sei zu früh, darüber zu sprechen, sagte Vorstand Eugen Brysch am Montag in Dortmund der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Schließlich ist Deutschland noch mitten in der Krise."
Erst wenn die Menschen hierzulande durch einen Impfstoff ausreichend geschützt seien, sollte über einen Staatsakt nachgedacht werden, fügte Brysch hinzu. "Dieser sollte aber nicht nur Opfer und Angehörige in den Blick nehmen, sondern auch diejenigen, die Tag für Tag geholfen haben, anderen in der Not beizustehen."
Steinmeier hatte eine offizielle Trauer-Veranstaltung für die Corona-Opfer in Deutschland angeregt. Er werde einen entsprechenden Vorschlag mit Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Bundesverfassungsgericht besprechen, sagte er. Die Trauer der Angehörigen dürfe nicht vergessen werden. "Wir haben 9.300 Tote zu beklagen." Das seien zwar niedrigere Todeszahlen als anderswo. "Aber es sind in sechs Monaten dreimal so viel wie die jährlichen Verkehrstoten."
Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen seien meist ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben. "Auch die Hinterbliebenen hatten keine Möglichkeit, Abschied zu nehmen", sagte der Bundespräsident. "Das ist eine Seelenqual, davon haben mir viele Angehörige berichtet."
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unterstützte das Anliegen Steinmeiers grundsätzlich. Es sei richtig, "dass wir miteinander als Nation, als Gesellschaft auch einen Weg finden", derer zu gedenken, "für die es hart war im Alltag", und derer, die der Pandemie zum Opfer gefallen sind. Die Frage sei, "in welcher Form und zu welchem Zeitpunkt", so Spahn am Sonntagabend im "Bild"-Gesprächsformat "Die richtigen Fragen". (KNA / 07.09.2020)