Patriarch Rai spricht mit Franziskus über Lage in Saudi-Arabien und dem Libanon

In Konflikten neutral bleiben

Papst Franziskus empfängt an diesem Donnerstag den maronitischen Patriarchen, Kardinal Bechara Rai. Thema wird unter anderem die politische Krise und Situation der syrischen Flüchtlinge im Libanon sein.

Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients / ©  Elisabeth Schomaker (KNA)
Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Das Zusammentreffen zwischen Papst Franziskus und Kardinal Rai gab das vatikanische Presseamt am Donnerstagmorgen ohne Angabe weiterer Details bekannt. Der Vatikan ließ sich bereits in den vergangenen Tagen über die Lage in Saudi-Arabien und dem Libanon informieren.

Flüchtlinge – große Belastung für den Libanon

So hatte Patriarch Rai jüngst dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin über seine Begegnung mit dem saudischen König Salman ibn Abd al-Aziz und mit Kronprinz Mohammed bin Salman berichtet. Auch dem Papst wollte er einen ausführlichen Bericht zukommen lassen. Darin werde es auch um die 1,7 Millionen syrischen Flüchtlinge im Libanon gehen, die eine große Belastung für das Land darstellten, so Rai.

Im Gespräch mit Radio Vatikan hatte Rai ein positives Fazit seiner Begegnung der vergangenen Woche in Riad gezogen und geäußert, dass er Chancen für mehr Religionsfreiheit in Saudi-Arabien sehe. Der erste Besuch des Patriarchen in dem streng islamischen Königreich war von vielen Beobachtern als historisch und bahnbrechend eingeschätzt worden.

In allen Konflikten neutral bleiben

Mit Blick auf die politische Krise in seinem Heimatland Libanon rief er dazu auf, in allen Konflikten strikt neutral zu bleiben. Es gelte, die "führende Rolle" des Landes in der Region als "Faktor der Mäßigung, Stabilität und des Dialogs zu schützen", sagte Rai laut der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA am Mittwoch in Rom bei einem Treffen mit der US-Botschafterin beim Vatikan, Calista Gingrich.

Papst Franziskus hatte am Sonntag nach seinem Angelus-Gebet zu Stabilität im Libanon aufgerufen, damit von dort aus weiter eine "Botschaft des Respekts und Zusammenlebens für die ganze Region und für die ganze Welt" ausgehen könne. Das Land befindet sich derzeit in einer politischen Krise.

Ministerpräsident zurückgetreten

Der bisherige Ministerpräsident Saad Hariri war Anfang November überraschend zurückgetreten und aus Angst vor einem Attentat nach Saudi-Arabien geflohen. Inzwischen kehrte er aber zurück in seine Heimat und bleibt auf Bitten des Staatspräsident Michel Aoun vorerst im Amt.

Kardinal Rai gehört als maronitischer Kardinal zur Gruppe der Kardinalbischöfe und damit zu den höchstrangigen Mitgliedern des Kardinalskollegiums.


Quelle:
KNA