Das römisch-katholische Oberhaupt im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, ist am Sonntagmorgen zu einem Solidaritätsbesuch bei der katholischen Gemeinde im Gazastreifen gereist. In der Gemeinde "Zur Heiligen Familie" feierte er mit den Gläubigen einen Gottesdienst zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, wie das Lateinische Patriarchat in Jerusalem mitteilte. Weitere Details sollten nach Abschluss des Besuchs folgen.
Am Samstag hatte Papst Franziskus vor der Römischen Kurie im Vatikan bedauert, dass die israelischen Behörden dem Patriarchen die zunächst genehmigte Einreise in den Gazastreifen verwehrt hätten.
Pizzaballa sagte in der Kirche in Gaza, er überbringe nicht nur seine, sondern die Wünsche aller Gläubigen. "Alle haben mich gebeten, euch allen ihre Zuneigung, Solidarität, ihr Gebet und ihre Liebe zu zeigen", betonte er unter dem Applaus der Gläubigen in dem überfüllten Gotteshaus.
"Wir werden alles wieder aufbauen"
Dieses Jahr habe gezeigt, "dass wir Menschen nicht immer vertrauen können. Wie viele Versprechen sind gescheitert. Wie viel Gewalt entsteht durch den Hass zwischen allen Menschen?" Daher sei es nötig, im Vertrauen auf Christus die Hoffnung nicht zu verlieren.
"Wenn der Krieg vorbei ist, werden wir alles wieder aufbauen, unsere Schulen, unsere Krankenhäuser, unsere Häuser. Wir müssen belastbar und stark sein", so der Kardinal. Er versicherte: "Wir werden Sie niemals im Stich lassen, wir werden alles tun, um Sie zu unterstützen und zu helfen".
Der Lateinische Patriarch Pizzaballa hatte in früheren Jahren in den Weihnachtstagen seiner Gemeinde in Gaza stets einen Besuch abgestattet und einen Gottesdienst im katholischen Gemeindezentrum gefeiert. Nachdem ein solcher Weihnachtsbesuch im vergangenen Jahr nicht möglich war, konnte der Patriarch überraschend Ende Mai zu einem viertägigen Aufenthalt nach Gaza fahren und seine Gemeinde besuchen. Von den ursprünglich 1.200 Katholiken zählt die Gemeinde nach Kirchenangaben heute noch 700 Mitglieder.
Israel kritisiert den Papst
Beim Weihnachtsempfang für seine vatikanischen Mitarbeiter am Samstag hatte Papst Franziskus beklagt, dass Israel am Freitag in Gaza Kinder bombardiert habe. "Das ist Grausamkeit, das ist nicht Krieg", das berühre das Herz, sagte er.
Die Äußerung des Papstes war in Israel auf Kritik gestoßen. Laut israelischen Medien warf das Außenministerium dem Papst Einseitigkeit vor. Wenn er von Grausamkeit auf israelischer Seite spreche, dann ignoriere er die Grausamkeit seitens der Hamas.
Gleichwohl bekräftigte Franziskus am Sonntag seine Kritik an der israelischen Kriegführung gegen die Palästinenser. "Mit Schmerz denke ich an Gaza, an soviel Grausamkeit, an Kinder unter Maschinengewehrbeschuss, an Bombardierungen von Schulen und Krankenhäusern - was für eine Grausamkeit", so der Papst beim Angelus-Gebet am Mittag.