In seiner Weihnachtsbotschaft sagte Pizzaballa am Montag: "Lasst uns daran erinnern, dass die Zeiten Jesu nicht besser waren als unsere". Die Lebensrealität im Heiligen Land beschreibt der Franziskaner als derart schwierig, dass "die Idee des Auswanderns für viele von uns zu einer Versuchung" werde. Die Politik entferne sich immer weiter vom "wirklichen Leben der Bevölkerung", und es gelinge ihr nicht, die "enormen sozialen und wirtschaftlichen Probleme unserer Region systematisch anzugehen", so Pizzaballa. Eine auch nur geringste Perspektive für die israelisch-palästinensische Frage, die das Leben der Gemeinschaft belaste, sei nicht auszumachen.
Dies könne die Rede von Hoffnung als "einfache Rhetorik, als eine Entfremdung von der wahren Realität unseres Landes" erscheinen lassen, so Pizzaballa. Jedoch habe auch die Geburt Jesu nicht die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Dramen der Zeit gelöst. "Jesus ist nicht gekommen, um die sozialen Strukturen seiner Zeit zu revolutionieren, er wollte keine Macht erobern, sondern das Herz der Menschen", so der Leiter des Lateinischen Patriarchats wörtlich.
Gequältes Heiliges Land
Sein Dank, so der Italiener, gelte den vielen, "die verstanden haben, dass Christsein bedeutet, Leben zu geben, frei zu lieben, ohne auf etwas für sich selbst zu warten, weil sie bereits alles haben". Bei seinen Besuchen in den Pfarreien und Gemeinschaften habe er viele solcher hingebungsvollen Menschen angetroffen, auf denen die Hoffnung der Kirche liege. "Mögen ihr Beispiel und ihr Leben weiter die Herzen so vieler Menschen verändern. Ich bin sicher, dass wir nur so unser gequältes Heiliges Land wirklich glücklich machen können", so Pizzaballa.
Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut die rund 60.000 bis 70.000 römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. Seine Jurisdiktion erstreckt sich über das Staatsgebiet von Israel, Jordanien, Zypern und die Palästinensischen Gebiete. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten.
Jerusalemer Kirchenführer beten für Frieden und Gerechtigkeit
In einer gemeinsamen Weihnachtsbotschaft der Führer der 13 anerkannten Jerusalemer Kirchen Kirchenführer im Heiligen Land wird vor einer sündhaften Welt und ihren Auswirkungen in Bezug auf Gott und die Schöpfung gewarnt. "Krieg und Ungerechtigkeit, Entfremdung und Unterdrückung, Zerstörung und Überkonsum sind einige Formen von Sünde und Übel, die unsere Menschheit versklaven", heißt es. Die Geburt Christi sei eine konstante Erinnerung an die Erlösung, die Gott durch die Transformation aller Sünde und allen Übels geschenkt habe.
"Angesichts aller menschlichen Realitäten beten wir, dass diese heilige Weihnachtszeit allen Menschen Gerechtigkeit bringen wird", so die Botschaft weiter. Das Gebet gelte insbesondere für das Heilige Land und den Nahen Osten, damit "dieses Weihnachten die frohe Nachricht von Frieden, Gerechtigkeit und der Versöhnung aller Völker" bringe.
Unterzeichnet wurde die Weihnachtsbotschaft unter anderen vom griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, Theophilos III., dem Verwalter des Lateinischen Patriarchats, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, Franziskanerkustos Francesco Patton sowie dem armenischen Patriarchen Nourhan Manougian.