In Peru endete der EU-Lateinamerika-Gipfel

Große Ziele, Kritik und eine Entschuldigung

Mit Aufrufen zur Bekämpfung von Armut und Umweltzerstörung ist der EU-Lateinamerika-Gipfel in der peruanischen Hauptstadt Lima zu Ende gegangen. Armut und Ungleichheit müssten überwunden werden, damit die Partnerschaft zwischen Europa und Lateinamerika Wirkung entfalten könne, heißt es in der "Erklärung von Lima" der Staats- und Regierungschefs. ADVENIAT-Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka begrüßte im domradio die Ziele - zweifelte aber gleichzeitig an der Möglichkeit ihrer direkten Umsetzung.

 (DR)

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete den Gipfel als "sehr nützlich und sehr weiterführend". Venezuelas Präsident Hugo Chávez schlug einen Lebensmittelfonds für arme Lateinamerikaner vor. Von jedem Barrel Erdöl, das für mehr als 100 Dollar verkauft werde, solle ein Dollar abgeführt werden, sagte der umstrittene Linksnationalist. Zugleich entschuldigte er sich bei Merkel für seine Angriffe vor dem Treffen.

Der peruanische Staatschef Alan García rief in seiner Abschlussrede dazu auf, den «Wahnsinn des Wettrüstens» auf dem Subkontinent zu beenden. Nur dann hätten die Staats- und Regierungschefs künftig die moralische Autorität, über Armutsbekämpfung zu reden, sagte der neoliberale Sozialdemokrat. Er forderte die EU auf, keine Waffen mehr nach Lateinamerika zu liefern.

Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero sagte, die Einigung über sogenannte Assoziierungsabkommen müsse oberste Priorität haben. Die Verträge sollten vor dem nächsten EU-Lateinamerika-Gipfel im Jahr 2010 geschlossen werden, der in Spanien stattfinden wird. Zapatero deutete an, dass die EU künftig nicht nur mit Regionalblöcken, sondern auch mit einzelnen Ländern wie Peru Freihandelsverträge abschließen könne.

Auf einem «Völkergipfel», den globalisierungskritische Gruppen aus Europa und Lateinamerika parallel zum Treffen der Staats- und Regierungschefs ausrichteten, fand ein symbolischer Prozess gegen 24 europäische Konzerne statt. Das «Ständige Tribunal der Völker» verurteilte die Firmen wegen Umweltverschmutzung, der Ausbeutung von Arbeitern und dem Verkauf gefährlicher Pflanzengifte.

Der deutsche Chemie- und Agrokonzern Bayer wurde wegen des Todes von 24 Kindern in einem peruanischen Andendorf verurteilt. Die Kinder starben 1999, nachdem sie Milch getrunken hatten, die versehentlich mit einem Bayer-Pestizid vermischt worden war. Der Konzern habe die Chemikalie Folidol an Menschen verkauft, die keine Warnhinweise lesen konnten, sagten die Ankläger aus dem Dorf Taucamarca.

Auf der Abschlusskundgebung der Gegenveranstaltung machte Boliviens Präsident Evo Morales den Kapitalismus für Armut und Umweltzerstörung verantwortlich. «Es wird erst Gleichheit und Gerechtigkeit geben, wenn wir die neoliberalen Regierungen besiegen», sagte Morales vor Zehntausenden Menschen im Zentrum Limas. «Wir werden die Armut beseitigen, sobald der unmenschliche Kapitalismus besiegt ist», fügte er hinzu.