Udo Röbel vom Express setzte sich damals in der Kölner Fußgängerzone zu den Geiselgangstern ins Auto und lotste sie aus der Stadt. Oder Peter Meyer, Pressefotograf, er stieg in Bremen in den von Rösner und Degowski gekaperten Bus und verhandelte mit den Verbrechern. Reporter wurden damals zu Mittätern. Peter Henning erzählt das Geiseldrama, indem er sieben Personen portraitiert, Rösner und Degowski oder den Pressefotografen aus Bremen.
Henning hat sorgfältig recherchiert, er hat vier Jahre an dem Roman gearbeitet und jedes Detail erfasst. Aber nicht nur das. Der Autor webt auch erfundene Biografien in das Drama ein. „Ich habe versucht zu zeigen, was die große Geschichte, die umspannende Geschichte mit den kleinen Geschichten, mit den Einzelschicksalen macht – von Menschen, die unfreiwillig in dieses Ereignis hinein gezogen werden“, sagt Peter Henning. Da ist ein junges Paar aus Köln. Er ist Journalist, seine Freundin bringt ein Frühchen zur Welt. „Mich hat zum Beispiel die Frage interessiert, wie viel wiegt ein Leben. Deswegen kommt am 16. August 1988 ein Frühchen zur Welt. Ein 625 Gramm schweres Wesen, das im Brutkasten um sein Leben kämpft. Und gleichzeitig hatte ich das Bild der Geisel Silke Bischoff vor Augen, die im Auto saß – wo man das Gefühl hatte, was wiegt dieses Leben noch, wenn seit vierzig Stunden eine Pistole an ihrem Hals ist.“ Silke Bischoff stirbt. Auch der 15jährige Eamanuele di Giorgio wird ermordet. Warum? Und was hatte das Geiseldrama von Gladbeck für Folgen? Fragen, über die man nach diesem ergreifenden Roman von Peter Henning neu nachdenkt.