DOMRADIO.DE: Pfarrer Regamy, mit wem sind Sie denn eigentlich genau in Israel?
Pfarrer Regamy Thillainathan (Leiter der Diözesanstelle für Berufungspastoral im Erzbistum Köln): Ich bin hier gerade mit einer Gruppe von Propädeutikern aus dem Albertinum, also Priesteramtskandidaten unseres Erzbistums, die sich hier auf die Studien vorbereiten.
DOMRADIO.DE: Eigentlich sollte diese Reise noch eine ganze Weile weitergehen. Was ist passiert?
Thillainathan: Unser Aufenthalt war hier eigentlich bis zum 21. März geplant. Pater Romano, der Leiter der Ausbildungsstätte, darf nicht nach Israel einreisen. Er hätte mich abgelöst. Wir müssen daher kurzfristig unsere Flüge umbuchen, sodass sie dann auch bald heimkehren können. Seit heute Mittag wissen wir, dass wir das ja auf jeden Fall auch müssen – nicht nur wollen, sondern auch müssen.
DOMRADIO.DE: Wie ist denn überhaupt die Situation jetzt in Jerusalem? Was für eine Rolle spielt das Coronavirus dort im Alltag?
Thillainathan: Man spürt diese Entscheidung der Regierung – Touristen nicht ins Land zu lassen – nicht nur Deutsche, sondern auch andere Nationalitäten. Das spürt man überall, weil viele der Gasthäuser leer stehen. Auch unser Paulus-Haus steht so gut wie leer, weil es die Reisegruppen, die sich angemeldet haben, gar nicht erst ins Land hinein geschafft haben. Andererseits merken wir das auch in den Straßen, Gassen, in den Geschäften. Ich habe Jerusalem schon oft erlebt, aber so leer habe ich es noch nie erlebt. Das ist schon Wahnsinn.
DOMRADIO.DE: Wenn jetzt möglichst viele Menschen ausreisen sollen, wie geht das mit den Fluggesellschaften?
Thillainathan: Es ist kompliziert. Es wirkt so, dass bestimmte Fluggesellschaften vollkommen überfordert sind. Wir haben das große Glück, dass wir unsere Reisen im Erzbistum über den deutschen Verein vom Heiligen Land buchen, der in Köln ansässig ist. Da haben wir es zum Glück mit Profis zu tun. Die Mitarbeiter konnten uns gut von Köln aus unterstützen, sodass die Gruppe morgen schon zurückreisen kann. Ich darf dann am Samstag zurück.
DOMRADIO.DE: Wie ist eigentlich diese Information "Wir bitten Sie, jetzt mal auszureisen" zu Ihnen gelangt?
Thillainathan: Ganz viele aus Deutschland haben uns die Nachricht weitergeleitet und gefragt, wie es uns geht und was mit uns passiert. Andererseits ist es auch so, dass die Gasthäuser auch diese Information haben und natürlich versuchen, mit den Gästen vor Ort Lösungen zu finden. Dummerweise weiß aber niemand, wann die Deadline ist. Es heißt, man soll in den nächsten Tagen zügig abreisen. Aber ob das jetzt fünf, sechs Tage bedeutet oder zwei Wochen, ist noch nicht ganz klar.
DOMRADIO.DE: Ich verstehe, dass man Menschen aus Ländern, wo viele Corona-Fälle gemeldet sind, nicht ins Land lassen möchte. Aber worin besteht der Sinn, Menschen auszuweisen, die bereits in Israel sind, wie Sie und Ihre Gruppe? Wissen Sie etwas darüber?
Thillainathan: Ich vermute, weil wir Touristen sehr viel quer durchs Land unterwegs sind. Vielleicht will man versuchen, diese Bewegung der vielleicht auch schon Infizierten so weit wie möglich einzudämmen, dass diese nur noch in bestimmten Regionen, wo das Virus schon vorgekommen ist, sind. Zumindest ist das meine Vermutung. Ansonsten würde das irgendwie seltsam rüberkommen. Wir sind jetzt seit zweieinhalb Wochen hier, wir sind hier sicherer als in Deutschland. Das sieht die israelische Regierung wohl aber anders.
DOMRADIO.DE: Sie bleiben noch bis zum Samstag in Israel, weil Sie vorher keinen Flug bekommen. Müssen Sie denn dann in Jerusalem bleiben? Gibt es da irgendwelche Auflagen oder ähnliches?
Thillainathan: Von den Auflagen habe ich noch nichts mitbekommen. Ich bleibe einfach in Jerusalem bei den Ordensschwestern, wo ich vorher schon war. Ich bleibe hier und hoffe, dass ich dann am Samstag ganz regulär über Istanbul – das ist wohl zurzeit die einzige Möglichkeit – ausreisen darf.
Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.