Pfarrer Paus pilgert von der Türkei bis Spanien

Quer durch Europa

Letztes Jahr ist Pfarrer Hans-Gerd Paus von Nord nach Süd, vom Nordcap bis Sizilien gepilgert. In diesem Jahr soll es von Istanbul bis nach Finistere gehen, von Ost nach West. Er spricht von Plänen, Träumen und Herausforderungen.

Symbolbild Pilgern / © nataliafrei (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Auf Ihrer ersten Tour von Nord nach Süd haben Sie sich die ein oder andere Verletzung zugezogen. Ist jetzt alles wieder verheilt?

Impressionen der Tour von Hans-Gerd Paus / © Hans-Gerd Paus (privat)
Impressionen der Tour von Hans-Gerd Paus / © Hans-Gerd Paus ( privat )

Hans-Gerd Paus (Pfarrer i.R. im Münsterland): Ja, zwei Leistenbrüche sind operiert worden, das Knie ist auch ausgeheilt. Jetzt fühle ich mich eigentlich ganz gut. Ich habe aufgrund  der Leistenbrüche wenig trainiert und glaube, ich muss jetzt langsam wieder anfangen.

DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist denn ein vorheriges Training? Sie haben eine Strecke von 4.500 Kilometern vor sich.

Paus: Die Strecke selber trainiert ja auch. Aber ich merke, dass ich zwei Monate keinen Rucksack getragen habe, kaum gelaufen bin, kein Rad gefahren bin. Es musste einfach alles ausheilen. Aber das klappt schon.

DOMRADIO.DE: Sie beginnen Ihre Tour Mitte der Woche. Wie sieht Ihre Route aus?

Paus: Ich starte in Istanbul, dann geht es nach Griechenland über Thessaloniki, dann kommen Albanien, Montenegro, Kroatien, Serbien, Italien, Frankreich und schließlich natürlich Spanien.

DOMRADIO.DE: Haben Sie auf Ihrer Route fixe Punkte, zum Beispiel Kapellen oder Kirchen, die Sie auf jeden Fall besuchen wollen? Oder laufen Sie einfach auf der Route von Stadt zu Stadt?

Paus: In Santiago de Compostela möchte ich gerne den Gottesdienst für Pilger miterleben. Und ich würde gerne in Istanbul die deutsch-katholische Gemeinde und die Kirche dort besuchen. Da habe ich mich informiert. Ansonsten habe ich keine kirchlichen Gebäude, die ich in jedem Fall mitnehmen möchte.

Hans-Gerd Paus

"Es ist nicht so, dass jeder Tag nur zum Grinsen ist."

DOMRADIO.DE: Was nehmen Sie denn aus den Erfahrungen der vergangenen Nord-Süd-Tour mit auf die Ost-West-Tour?

Paus: Zwei Dinge. Einmal, dass ich wahrscheinlich noch weniger Gepäck brauche, als ich auf der Nord-Süd-Tour glaubte. Und das zweite ist, dass kein Loch so tief ist, dass ich da nicht wieder rauskomme.

DOMRADIO.DE: Was für Löcher haben Sie erlebt?

Paus: Es ist nicht so, dass jeder Tag nur zum Grinsen ist. Ich habe auch schon mal Probleme mit der Einsamkeit gehabt oder dass etwas nicht funktioniert hat oder dass etwas ganz umgeplant werden musste, als ich es vorher geplant hatte. Oder ob es das verdrehte Knie war. Irgendwie komme ich aus den Löchern bisher immer noch wieder raus.

Hans-Gerd Paus am Nordkap / © Hans-Gerd Paus (privat)
Hans-Gerd Paus am Nordkap / © Hans-Gerd Paus ( privat )

DOMRADIO.DE: Sie nehmen alle Interessierten über die App "Polarsteps" mit. Da kann man Ihnen auf Ihrem Weg folgen. Werden Sie wieder Bilder posten und einen täglichen Impuls geben?

Paus: Ja, mein Plan ist das in jedem Fall. Man muss nicht mal die App runterladen. Man kann auch einfach so auf "Polarsteps" im Internet oder bei Google meinen Namen eingeben, dann kommt man irgendwann auf "Polarsteps". Ich würde mich freuen, wenn mir Leute folgen. Mein Plan ist es, wieder viele Fotos und Texte zu veröffentlichen.

Hans-Gerd Paus

"Ich werde mich nicht einfach irgendwo hinsetzen und dann alt werden."

DOMRADIO.DE: Was sagt Ihre Gemeinde vor Ort? 

Paus: Da ich in der Gemeinde gar nicht so häufig in Erscheinung trete, weil es gerade viele Pensionäre in der Gemeinde gibt, erfahre ich eigentlich keinen Widerspruch. Aber auf einem Supermarkt-Parkplatz sprach mich doch jüngst eine Frau an, die ich gar nicht kannte und sagte, dass sie es toll fände, was ich da mache und das sie es verfolgt.

Ich habe diese Frau noch nie vorher so wahrgenommen. Das hat mich ein wenig überrascht, dass mich auch Menschen verfolgen, die ich gar nicht kenne. Es war mir schon irgendwie klar, aber ich hab es nicht so gefühlt.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie Europa einmal quasi "kreuzweise" gesehen haben, haben Sie auch noch Ambitionen die anderen Kontinente zu sehen?

Paus: Mein Ziel war, meine fünf Lebensträume umzusetzen. Dazu gehört jetzt auch diese Tour. Wenn ich wieder da bin, bin ich ganz sicher, dann werde ich mich nicht einfach irgendwo hinsetzen und alt werden. Ich brauche auch keine Couch. Ich denke mal, ich werde etwas Neues machen. Aber diese Tour, die ich jetzt mache, ist mein Lebenstraum.

DOMRADIO.DE: Nächste Woche geht es los. Wie sieht der Start aus?

Paus: Am Mittwoch fahre ich erstmal bis Köln, weil am Donnerstagmorgen früh der Flieger von Köln nach Istanbul geht.

Das Interview führte Oliver Kelch. 

12.000 Kilometer: Europa-Pilgertour von Hans-Gerd Paus

"Ich möchte vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Europas laufen und vom östlichsten zum westlichsten", beschreibt Paus, der bis zu seiner Emeritierung im vergangenen Jahr als Gefängnisseelsorger in Geldern tätig war, die Route. Vom Nordkap bis nach Sizilien und von Istanbul zum spanischen Kap Finisterre will er pilgern. Für die rund 12.000 Kilometer wird er mindestens zwei Jahre unterwegs sein, schätzt Paus. Am Dienstag, 25. Juli, ist Start.

Impressionen der Tour von Hans-Gerd Paus / © Hans-Gerd Paus (privat)
Impressionen der Tour von Hans-Gerd Paus / © Hans-Gerd Paus ( privat )
Quelle:
DR