Pfarrerin spielt sich im Schwarzwald-Tatort selbst

"Kirche kann auch jung, weiblich und modern sein"

An diesem Sonntag kommt der ARD-Tatort aus dem Schwarzwald. Lisa Rudzki ist dort evangelische Pfarrerin und spielt tritt auch als solche auf. Im Interview erzählt sie, wie sie durch einen Zufall Teil des Films wurde.

Pfarrerin Lisa Rudzki Tatort Schwarzwald / © Philipp von Ditfurth (dpa)
Pfarrerin Lisa Rudzki Tatort Schwarzwald / © Philipp von Ditfurth ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie kamen Sie denn in den Tatort?

Lisa Rudzki (Evangelische Pfarrerin in St. Blasius im Schwarzwald): Eigentlich durch einen Zufall. Mein Telefon klingelte, jemand stand an der Kirche und wollte sich diese angucken. Es stellte sich heraus, dass sie für das Bühnenbild beim Tatort zuständig ist. Wir haben uns unterhalten und ein paar Tage später rief dann die Regieassistenz vom Tatort an und fragte, ob ich nicht mitspielen möchte, ich wäre der Kollegin so sympathisch gewesen.

Kult in der ARD: der Tatort. / © Christoph Schmidt (dpa)
Kult in der ARD: der Tatort. / © Christoph Schmidt ( dpa )

DOMRADIO.DE: Dann haben sie direkt "Ja" gesagt?

Rudzki: Dann habe ich erst mal "Nein" gesagt. Ich habe gar keine Schauspielerfahrung und musste an dem Tag auch unterrichten, an dem gedreht werden sollte.

DOMRADIO.DE: Sie sind es gewohnt vor Publikum zu sprechen und agieren auch am Altar. Eigentlich müssten Sie das doch können, oder?

Rudzki: Ja, aber Schauspielern und am Altar eine Pfarrerin zu sein, sind unterschiedliche Dinge. Mir wurde dann erklärt, dass ich mich selbst spielen darf und genau das machen soll, was ich sonst auch mache. Mein Mann hat mich auch noch überredet und dann habe ich nach Absprache mit meinem Arbeitgeber zugesagt.

DOMRADIO.DE: Was passiert in Ihrer Szene?

Rudzki: Es ist eine Konfirmation, wo ich die Tochter der Verstorbenen segne und der Gemeinde den Segen zuspreche.

DOMRADIO.DE: Wie war das für Sie, Teil der Dreharbeiten zu sein?

Rudzki: Es war super aufregend, mal so hinter und auch vor den Kameras zu sein. Spannend war auch zu sehen, wie der Tatort überhaupt gedreht wird.

DOMRADIO.DE: Wie häufig musste Ihre Szene gedreht werden?

Rudzki: Gefühlt 30 Mal. Die Kamera war immer an unterschiedlichen Orten, die wanderte durch den Kirchenraum. Einmal aus meiner Sicht, aus der Sicht der Großeltern, aus der Sicht der Gemeinde, in der Totalen. Dann habe ich auch 30 Mal denselben Text aufgesagt.

DOMRADIO.DE: Häufig, wenn die Kirche im Tatort vorkommt, geschieht das eher in düsteren Zusammenhängen. Was ist Ihnen da beim Dreh wichtig gewesen?

Lisa Rudzki (Evangelische Pfarrerin in St. Blasius im Schwarzwald)

"Beerdigungen werden oft düster dargestellt, aber die Konfirmation ist eine freudige Angelegenheit. Und Kirche transportiert Freude."

Rudzki: Mir war es wichtig zu zeigen, dass Kirche auch anders ist. Beerdigungen werden oft düster dargestellt, aber die Konfirmation ist eine freudige Angelegenheit. Kirche transportiert Freude. Mir war wichtig zu zeigen, dass Kirche auch jung, weiblich und modern sein kann. Es müssen nicht immer alte Männer am Altar stehen.

DOMRADIO.DE: Das ist Ihnen möglicherweise auch als Schwarzwald-Pfarrerin auf Instagram wichtig. Mit welchen Botschaften wenden Sie sich da an Ihre Follower?

Rudzki: Ich berichte vor allen Dingen über meinen Alltag im Beruf unter dem Hashtag #wasPfarrerinnenSoMachen. Ich merke, dass den Menschen oftmals nicht klar ist, was alles hinter der Aufgabe einer Pfarrerin steht. Gleichzeitig verbinde ich das mit biblischen Botschaften und Gebeten, um den Glauben auch auf Instagram leben zu können.

DOMRADIO.DE: Wie werden Sie am Sonntag denn den Tatort schauen?

Rudzki: In der Dorfkirche, in der der Tatort auch gedreht wurde, kommen wir zusammen und schauen gemeinsam.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR