Pflegebeauftragter kritisiert Aus für Pflegekammer Niedersachsen

 (DR)

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, hat die angekündigte Auflösung der Pflegekammer Niedersachsen heftig kritisiert. Die Pflegekräfte brauchten als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen eine stärkere Stimme und eine eigene Institution für ihre Interessenvertretung, sagte er beim Gesundheitskongress des Westens in Köln. Die Rückabwicklung der Pflegekammer würde die Pflege "stumm halten".

Zuvor war bekannt geworden, dass die Mitglieder der Pflegekammer Niedersachsen sich mehrheitlich gegen den Fortbestand der Kammer aussprachen. In einer Online-Befragung lehnten 70,6 Prozent der Teilnehmer die Standesvertretung ab. Insgesamt nahmen allerdings nur 15.100 der rund 78.000 Kammermitglieder an der Befragung teil; das sind knapp 20 Prozent. Sozialministerin Carola Reimann (SPD) kündigte an, die Auflösung der Kammer einzuleiten.

Westerfellhaus sagte dazu, angesichts der Herausforderungen der alternden Gesellschaft müssten die Pflegekräfte stärker an der Gestaltung des Gesundheitswesens beteiligt werden. Er erwarte zugleich von den Pflegekräften, dass sie sich organisierten und sich für ihre Berufsgruppe im Rahmen der Selbstverwaltung engagierten.

Mit Blick auf den Pflegenotstand in Kliniken, ambulanten und stationären Einrichtungen forderte der Pflegebevollmächtigte eine schnelle Umsetzung bereits beschlossener Reformen. Es komme nicht nur darauf an, Menschen neu für den Pflegeberuf zu gewinnen. Es sei auch wichtig, Pflegekräfte im Beruf zu halten und Aussteiger wieder zurückzuholen. Dazu müssten aber Löhne deutlich erhöht, Tarifverträge durchgesetzt und Arbeitsbedingungen verbessert werden. Es gehe auch darum, die Aufgaben in den Gesundheitsberufen anders zu verteilen und Pflegekräften mehr Eigenverantwortung zuzuschreiben und ihnen zu ermöglichen, die erworbenen Kompetenzen auch anzuwenden. (kna/08.09.2020)