Pflegeeinrichtungen holen spanische Fachkräfte nach NRW

"Care Trans Fair"

Um dem Fachkräftemangel in der Altenpflege zu begegnen, holen Betreiber von Senioreneinrichtungen in NRW qualifizierte Schwestern und Pfleger aus Spanien. Insgesamt 13 große Träger hätten zu diesem Zweck die Genossenschaft "Care Trans Fair" gegründet.

Ein großes Problem: die Löhne in der Pflege (dpa)
Ein großes Problem: die Löhne in der Pflege / ( dpa )

Die Diakonie Michaelshoven teilte am Donnerstag in Köln mit, seit Juni würden die ersten 25 spanischen Fachkräfte in einem knapp sechsmonatigen Sprachkurs auf ihre künftige Arbeitsstelle vorbereitet, bereits im Januar 2014 sollen die ersten ihre Arbeit in Deutschland aufnehmen.

"Ziel der Initiative ist es, nicht nur die Versorgungsqualität in den deutschen Pflegeeinrichtungen zu sichern, sondern zugleich den spanischen Fachkräften eine Perspektive und einen sicheren Arbeitsplatz zu garantieren", erklärte Jörg Schmitz, Geschäftsführer der Altenhilfe in der Diakonie Michaelshoven und einer der drei Vorstände der Genossenschaft. Corinna Heilmann vom spanischen Kooperationspartner Janaworks in Valencia, die die Fachkräfte aussucht, erläuterte: "Während in Deutschland bereits jetzt händeringend nach gutem Fachpersonal gesucht wird, sitzen in Spanien sehr gut ausgebildete Altenpfleger auf der Straße."

Vierjährige Ausbildung auf Hochschulniveau

Alle ausgewählten spanischen Pflegefachkräfte verfügen den Angaben zufolge über eine vierjährige Ausbildung auf Hochschulniveau. Nach erfolgreicher Sprachprüfung sollen sie dann in Deutschland zunächst mit einem vierwöchigen betriebsfernen Praktikum auf die deutschen Arbeitsverhältnisse vorbereitet werden und eine Einführung in Deutsches Sozialrecht und Fragen der Altenhilfe erhalten.

"Alle Teilnehmer des Sprachkurses wissen bereits jetzt, bei welchem Träger sie ab Januar arbeiten werden", erklärte Schmitz. Für den Übergang würden Unterkünfte zur Verfügung gestellt, anschließend würden die neuen Mitarbeiter bei der Wohnungssuche unterstützt. Zudem begleite eine Integrationshelferin der Genossenschaft die spanischen Pflegekräfte in den Einrichtungen der Diakonie Michaelshoven für mindestens ein halbes Jahr, um auch den kulturellen Einstieg gelingen zu lassen.

Auch Kölner Caritas schaut nach Spanien

"Care Trans Fair" beabsichtige, künftig pro Jahr auf eigene Kosten 25 bis 50 Pflegefachkräfte auf eine Arbeit in Deutschland vorzubereiten und zum Einsatz zu bringen, hieß es. Neben der Diakonie Michaelshoven zählen unter anderem die Diakonie Düsseldorf, die Diakonie Ruhr, die Diakonie Wuppertal und die Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach zu den Gründungsmitgliedern der verbandsübergreifenden Genossenschaft.

Ähnliche Initiativen gibt es auch bei der Caritas. So will die Caritas im Bistum Münster ab 2014 spanische Pfleger anwerben und mit Sprachkursen und Praktika auf die Arbeit in Deutschland vorbereiten. Der Kölner Caritas-Verband ermöglicht acht jungen Frauen und Männern aus Spanien eine Altenpflegeausbildung.

Caritasverband gegen Pflegekammern in Deutschland

Der Deutsche Caritasverband hat sich gleichzeitig gegen die Einrichtung von Pflegekammern in Deutschland ausgesprochen. Sie seien nicht geeignet, gegen die Schwächen des Pflegesystems erfolgreich vorzugehen, heißt es in einer am Donnerstag im Fachmagazin «neue caritas» veröffentlichten Stellungnahme des katholischen Wohlfahrtsverbandes. Zugleich bekundete die Caritas Sympathie für den Wunsch der 1,2 Millionen Pflegenden, einen stärkeren Einfluss und mehr Mitbestimmung im Gesundheitswesen zu erhalten.

In mehreren Bundesländern laufen derzeit Verfahren zur Einrichtung von Pflegekammern. Befürworter wie der Deutsche Pflegerat argumentieren, es sei notwendig, dass die Pfleger als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen ähnlich wie die Ärzteschaft ihre Belange selbst in die Hand nehme. Nach dem Vorbild von Ärztekammern, Rechtsanwaltskammern oder Industrie- und Handelskammern sollen die Pflegekammern die Belange der Berufsgruppe regeln, die Qualität der Arbeit sichern, für Weiterbildung sowie die Einhaltung ethisch-moralischer Grundsätze sorgen und die politische Vertretung übernehmen. Für alle Pflegenden wird ein Pflichtbeitrag erhoben.

Die Caritas verweist in ihrer Erklärung darauf, dass die rechtlichen Strukturen im Pflegebereich anders gelagert seien als etwa bei Ärzten, Rechtsanwälten oder Apothekern. So richteten sich die gesetzlichen Anforderungen an die Qualitätssicherung nicht an den Berufsstand der Pflegekräfte, sondern an die Träger der Pflegeheime und -dienste. Für Qualitätskontrollen seien laut Gesetz die Krankenkassen zuständig. Und da es sich bei den Pflegekräften anders als bei Ärzten und Rechtsanwälten um Arbeitnehmer handele, liege auch die Festlegung einer Berufsordnung nicht in ihrer Kompetenz. Darüber hinaus regele der Bund für die Berufe der Kranken- und Altenpflege die Voraussetzungen zum Führen der Berufsbezeichnungen und zur Aus- und Weiterbildung. Die Caritas appellierte an den Gesetzgeber, die Berufsgruppen des Gesundheitssystems stärker in Entscheidungsgremien zu berufen und zu beteiligen.

Die Caritas hat bundesweit rund 500.000 Mitarbeiter; davon arbeiten rund 18.500 in den rund 1.000 Sozialstationen und ambulanten Pflegediensten. Auch in den rund 400 katholischen Krankenhäusern arbeiten Zehntausende Pflegekräfte.


Quelle:
epd , KNA