Pilger aus aller Welt bei Palmsonntagsprozession in Jerusalem

Auf den Spuren Jesu

Tausende Christen aus aller Welt haben in Jerusalem an der Palmsonntagsprozession teilgenommen. Bei sommerlichen Temperaturen zogen sie über den Ölberg bis in die Altstadt. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, rief dazu auf, an einer Welt mit mehr Gerechtigkeit und Frieden mitzuarbeiten.

 (DR)

Statt ihrer Bestimmung als "Stadt des Friedens" gerecht zu werden, sei Jerusalem Schauplatz eines "nicht enden wollenden Dramas", beklagte Twal. Nur die Liebe könne eine Antwort auf die Fragen geben, die von Kreuz und Leid aufgeworfen würden.

An der Prozession, die den Einzug Jesu nach Jerusalem vor seiner Kreuzigung nachempfindet, nahmen neben einheimischen Pfarreien und zahlreichen internationale Pilgergruppen auch der Vatikan-Botschafter in Israel, Erzbischof Antonio Franco, und Franziskanerkustos Pierbattista Pizzaballa teil. Aus Deutschland war der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick angereist. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz sprach von einem bewegenden Erlebnis, "in solch einer großen Menschenmenge auf den Spuren Jesu zu gehen".

Festliche Darstellung der christlichen Präsenz
Auch viele orthodoxe und evangelische Gläubige nahmen an dem von der katholischen Kirche organisierten Ereignis teil; zahlreiche muslimische Zuschauer säumten den Weg. Für die christliche Minderheit im Land bedeutet die Prozession auch eine festliche Darstellung ihrer Präsenz im Heiligen Land. Die einheimischen arabischen Christen stellen mittlerweile weniger als zwei Prozent im mehrheitlich jüdischen und muslimischen Umfeld.

Die Palmsonntagsprozession ist eine der wichtigsten Pilgerattraktionen der Karwoche in Jerusalem. In der Kirche am Startpunkt wird nach alter Tradition ein Stein verehrt, von dem aus Jesus auf den Esel gestiegen sein soll, der ihn nach Jerusalem trug. Der Zug endet in der Kirche Sankt Anna neben dem Tempelberg. Die Gläubigen tragen zum Teil kunstvoll geflochtene Palmwedel oder Ölbaumzweige und singen in ihren jeweiligen Sprachen Loblieder, begleitet von Gitarren und Rhythmus-Instrumenten.

Das Programm der Karwoche
Die Feiern der Karwoche gehen am Gründonnerstag weiter mit der Liturgie der Fußwaschung und einer Prozession zum Abendmahlssaal auf dem Zionsberg. Anschließend werden Hunderte Gläubige zur Gebetswache beim Garten Getsemani erwartet. Am Karfreitag ziehen zahllose Gruppen mit großen Kreuzen die Via Dolorosa hinauf, um den Leidensweg Jesu nachzuempfinden. Die Osternacht wird wegen liturgischer Regelungen in der Grabeskirche schon am frühen Samstagmorgen gefeiert.

Die Ostkirchen feiern Ostern aufgrund ihres anderen Kalenders in diesem Jahr eine Woche versetzt. Als Höhepunkt ihrer Osterfeiern in Jerusalem gilt die Liturgie des Heiligen Feuers. Dabei wird die Flamme aus dem Grab Jesu an alle Wartenden in der Kirche und Stadt verteilt.