DOMRADIO.DE: Hatten Sie persönlich in einer Herberge schon mal Bettwanzen?
Beate Steger (Pilgerexpertin): Nein, ich habe nur mit einer Einmalbettwäsche schon welche bekommen, als ich auf dem portugiesischen Jakobsweg unterwegs war.
Sobald ich im spanischen Galicien war, kam immer wieder in den Nachrichten, dass es dort besonders schlimm mit dem Bettwanzenbefall ist. Da wurde uns dann eine Einmalbettwäsche für die Herberge, für das Kopfkissen und für die Matratze ausgehändigt.
Ansonsten hatte ich immer meinen Schlafsack dabei. Dann hat man das Bett damit bezogen.
DOMRADIO.DE: Aber der eigene Schlafsack könnte auch befallen werden? Und den nimmt man dann wieder woanders hin mit?
Steger: Es besteht die Möglichkeit, den Schlafsack in die Mikrowelle oder die Gefriertruhe zu stecken.
Das kann man auf jeden Fall machen, wenn man wieder nach Hause kommt. Ich habe mal gelesen, man sollte seinen Rucksack beispielsweise auch in der Badewanne auspacken. Dort erkennt man am besten, ob sich Bettwanzen darin befinden. Bei einem Daunenschlafsack ist es schwierig, da sich die Daunen verkleben, wenn man ihn in die Gefriertruhe steckt.
DOMRADIO.DE: Sie haben auch schon mal Menschen getroffen, die davon berichten, wie es war, eine Bettwanzenplage in der Herberge mitzuerleben.
Steger: Ich weiß von Leuten, die schon bei Eintritt der Herberge gesehen haben, dass es Bettwanzen gibt. Die haben sich das Bett sehr genau angeschaut. Man sieht es auch etwa an kleinen Blutspuren. Man sieht die Tiere. Wenn sie ausgewachsen sind, werden sie bis zu sechs Millimeter groß. Da kann man sie auch sehen und wahrnehmen, wenn es einen süßlichen Geruch gibt.
Die haben alle fluchtartig die Herberge verlassen und sind da einfach gar nicht hingegangen. Ich weiß aber auch von Freundinnen, die unterwegs waren und rote Pusteln am Körper hatten. Die waren aber nicht in einer Herberge, die waren im Hotel. Es waren dann keine Wanzenbisse, sondern Flohbisse. Der Unterschied zu Flohbissen ist, dass sie punktuell irgendwo sitzen. Bei Wanzen sieht es eher so aus wie bei einer Straße, da sitzen die Punkte hintereinander. Die Flöhe waren auch nicht angenehm. Das hat fürchterlich gejuckt. Die sind dann immer ins Meer gegangen. Das Salzwasser hat gut geholfen.
DOMRADIO.DE: Einmalbettwäsche macht natürlich Müll. Ist das sinnvoll? Oder was haben Sie noch gesehen, wie Herbergen oder wie auch vielleicht Pensionen oder Hotels sich schützen?
Steger: Sie verbieten, dass man zum Beispiel einen Rucksack aufs Bett legt, weil die Bettwanzen dann hineingehen und sich weiterverbreiten. Es gibt Stellen, bei denen die Rucksäcke außerhalb des Zimmers, in dem geschlafen wird, sein müssen. Die sammelt man in einem großen Raum. Dann muss man eben alles dort rausholen und genau nachschauen.
Den eigenen Schlafsack finde ich schon wichtig. Ich finde es auch aus anderen hygienischen Gründen besser. Ich habe bei meinem ersten Pilgerweg einen Engländer getroffen, der wirklich nichts dabei hatte. Er hat immer die Decken genommen, die da angeboten worden sind. Es waren richtig dicke Decken, die bestimmt sehr selten gewaschen werden. Ich habe immer einen zweiten Schlafsack dabei und noch einen kleinen leichten Schlafsack und hatte noch nie Probleme mit Wanzen.
DOMRADIO.DE: Was zieht aber die Wanzen an? Warum kommen sie überhaupt?
Steger: Sie mögen mollig warme Stellen und das sind unsere Betten auch.
Es sind richtig widerstandsfähige, intelligente Tiere, die es sich da richtig gemütlich machen.
DOMRADIO.DE: Tagsüber verstecken sie sich in irgendwelchen Ritzen im Raum zwischen Holzvertäfelung und Holzböden oder hinter irgendwelchen Fußleisten, nachts krabbeln sie heraus und gelangen zu den Betten. Der Weg dorthin ist länger. Daher ist es praktisch, wenn man dann in das obere Bett der Herberge geht?
Steger: In manchen Herbergen gibt es ja sogar dreistöckige Betten. Ich bin auch oft so bequem und denke, wenn ich nachts auf die Toilette muss, vermeide ich es oben zu schlafen. Umso besser ist es aber, je weiter man hoch geht, ja. Genau dann ist die Chance groß, dass man nicht von dem Ungeziefer betroffen ist.
Das Interview führte Dagmar Peters.