DOMRADIO.DE: Hat man überhaupt noch Energie, nach einem kilometerlangen Fußmarsch beim Pilgern über einen Weihnachtsmarkt zu gehen?
Beate Steger (Pilgerexpertin): Es kann hilfreich sein, wenn man gar nicht erst in die Unterkunft geht. Besser wäre es, wenn man auf dem Weihnachtsmarkt ankommt und erst danach ins Warme geht. Dann ist das ganz unproblematisch.
DOMRADIO.DE: Passen der Trubel auf dem Weihnachtsmarkt und Pilgern zusammen?
Steger: Es sind zwei Extreme. Auf der Strecke sind bestimmt einige einsam, auf dem Weihnachtsmarkt herrscht hingegen Trubel. Aber auch das gehört zum Pilgern dazu, mit allen Zeiten in Berührung zu kommen. Man hat beim Pilgern Zeit, sich mit Gott und der Welt auseinanderzusetzen. Auf dem Weihnachtsmarkt hat man diese Welt plötzlich vor sich.
DOMRADIO.DE: Wie bereitet man sich auf eine Weihnachtsmarkt-Pilgertour vor?
Steger: Im Winter muss man natürlich besser planen, damit man nicht friert, falls es regnen oder schneien sollte. Man sollte Kleidung mitnehmen, die man überziehen könnte. Jedoch sollte man aufpassen, dass der Rucksack nicht zu schwer wird. Spikes oder "Grödel"-Schuhe sind nicht so schwer, die kann man auch gut in den Rucksack packen.
Wenn es also wirklich mal zu einem richtigen Wintereinbruch kommen sollte und man ist irgendwo im Wald unterwegs, kann man die praktisch unter die Schuhsohle schnallen, um nicht auszurutschen.
DOMRADIO.DE: Welche Weihnachtsmärkte können Sie empfehlen, die sich mit einer Pilgertour verbinden lassen?
Steger: Den Reiterlesmarkt in Rothenburg ob der Tauber ist so einer. Rothenburg ob der Tauber ist sowieso eine wunderbare, mittelalterliche Stadt mit sehr viel Fachwerk. Zudem gibt es die Jakobskirche. Hier beginnen mehrere Jakobswege. Man hat verschiedene Möglichkeiten. So kann man Richtung Rottenburg am Neckar pilgern, aber auch südlich laufen. Rothenburg ob der Tauber war ein Knotenpunkt im Mittelalter, an dem sich viele Pilger getroffen haben, um dann gemeinsam weiterzugehen.
Es ist auch möglich, Richtung Ulm zu laufen, auch da besteht ein schöner Jakobsweg. Auch ist es möglich, von Würzburg Richtung Rothenburg zu laufen, je nachdem, wie viel Zeit man hat.
DOMRADIO.DE: Haben Sie denn auch eine Empfehlung für das nahe Ausland?
Steger: Ich war bereits des öfteren in Polen unterwegs. Dort bin ich auf der Via Regia von Krakau nach Breslau gepilgert. Da gibt es jede Menge Weihnachtsmärkte, gerade in Krakau. Dort sind die Krippen sehr speziell. Es gibt auch einen Weihnachtskrippen-Wettbewerb.
In Breslau gibt es auch wieder einen schönen Weihnachtsmarkt. Das ist allerdings weit, es sind über 370 Kilometer von Krakau nach Breslau. Aber dazwischen gibt es jede Menge lohnenswerte Ziele.
Das Interview führte Dagmar Peters.