In den Vatikanischen Gärten findet eine Sommerfreizeit statt

Planschen beim Papst

Hüpfburg, Pool-Partys und Gratis-Eis für alle - der Vatikan trumpft mit neuen Attraktionen auf. Mitten in der Coronazeit verschafft Papst Franziskus römischen Kindern und Jugendlichen ein Ferienvergnügen.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
Vatikanische Gärten: Baumspitzen vor der Kuppel des Petersdoms / © Kiriusku (shutterstock)
Vatikanische Gärten: Baumspitzen vor der Kuppel des Petersdoms / © Kiriusku ( shutterstock )

Wer in diesen Tagen die Vatikanischen Museen besucht, kann durch die geöffneten Fenster Ungewöhnliches hören: Planschgeräusche und Kinderlärm aus den Vatikanischen Gärten. Unterhalb der Galerie mit antiken Büsten toben Knirpse in Swimmingpools, liefern Jugendliche sich Matches in Basketball und Tennis. Über den Sommer verwandelt sich die Zentrale der katholischen Kirche, über der so oft das düstere Wort Missbrauch hing, in ein Kinderparadies.

Ferienbespaßung "Estate Ragazzi"

"Estate Ragazzi" heißt die Ferienbespaßung während vier Juliwochen. Am päpstlichen Hubschrauberlandeplatz, der längst nicht mehr als solcher benutzt wird, findet eine Kinderolympiade statt, um den Alterssitz von Benedikt XVI. pirschen laut Programm junge Naturforscher unter fachkundiger Führung durch die Botanik. Die Audienzhalle, von Pilgern verwaist, dient als Mensa, und auf ihrer Bühne sind unter der monumentalen Skulptur des auferstandenen Christus Hüpfburgen aufgebaut. Eine von ihnen stellt das Heck der sinkenden "Titanic" dar.

Gestaltet wird die Freizeit für 5- bis 14-Jährige vom Salesianerorden, der auf Jugendarbeit spezialisiert ist. Ähnliche Aktivitäten bietet die Gemeinschaft in mehreren römischen Pfarreien an. Dass erstmals auch der Vatikanstaat seine Gärten und Hallen dafür öffnet, geht laut den Veranstaltern auf Papst Franziskus zurück. Er wollte ein Angebot "für Kinder, die in den Ferien zu Hause bleiben müssen", sagt Pasquale Acunzo vom Organisationsteam.

Hohe Anzahl an Anfragen

In den Genuss der Spiele am Petersdom kommen 125 Sprösslinge von Angestellten des Heiligen Stuhls. "Die Zahl der Anfragen lag höher", sagt Acunzo. Das Interesse dürfte auch die Tatsache spiegeln, dass sich infolge der Corona-Krise weniger Familien einen Urlaub leisten können.

Für das Betreuungsprogramm inklusive Verpflegung und gesponserter Eiscreme erhebt der Vatikan einen Kostenbeitrag von 60 Euro pro Woche - den die Eltern allerdings über staatliche italienische Hilfen zurückerhalten können. Den Dienst als Animateure leisten Ehrenamtliche wie der 20 Jahre alte Wirtschaftsstudent Niccolo Daniele, der eigens eine Vorbereitung absolvierte und jetzt Mannschaftssportarten anleitet. Für ihn sind diese Wochen in den Semesterferien "eine gute Erfahrung von Kameradschaft" mit gleichaltrigen Teamkollegen und ein Einblick in die unbekannte Welt hinter den vatikanischen Mauern.

Wie fast alles im päpstlichen Kleinstaat ist auch das Sommercamp streng abgeschirmt. Pressevertreter dürfen die Orte nur außerhalb der Veranstaltungszeiten besichtigen, Interviews mit den jungen Teilnehmern werden nicht zugelassen. Am Sportgelände bei den Museen parkt ein Dienstrad der Vatikanpolizei. Zwei bis drei Beamte sind permanent für den Schutz der Aktivitäten abgestellt.

Ferien im Vatikan

Während die Idee des Ferienprogramms einige Monate zurückreicht, schuf die Pandemie zwischenzeitlich neue Bedingungen. Wie der Koordinator Don Franco Fontana berichtet, machten sämtliche Mitarbeiter einen Antikörpertest, Eltern wurden zu möglichen Infektionen in der Familie befragt. Für die Besucher beginnt jeder Tag mit Temperaturmessung und gründlicher Händedesinfektion, erst dann gibt es Frühstück. Die Schutzvorkehrungen, überwacht durch den vatikanischen Gesundheitsdienst, orientieren sich an den italienischen Normen.

Wenn man den Schilderungen des Salesianerpaters Fontana folgt, erleben die Kinder und Jugendlichen nach Wochen der Ausgangssperre und weiter bestehenden Einschränkungen die Ferien im Vatikan als Oase. Viele könnten sich abends "nicht loseisen", bei manchen gebe es Tränen. Natürlich fehlt bei der kirchlichen Freizeit unter dem Motto "Ein Leben als Champion" auch nicht der religiöse Bezug: Ein täglicher Impuls leitet vom spielerischen Wettkampf und Toben über zu Themen wie Glück und Werten des Evangeliums.

Auf die Frage, ob sich auch Franziskus einmal blicken lässt, wiegelt Fontana ab: "Wenn er will, ist er bei uns willkommen." Ansonsten hätte der Pater mit den Jugend-Sommerspielen "kein Problem damit, nächstes Jahr wieder hier zu sein".


Brunnen mit Fischteich im Vatikan / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Brunnen mit Fischteich im Vatikan / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

Blick auf die Vatikanischen Gärten mit dem Verwaltungsgebäude und dem Sendemast von Radio Vatikan (l.), dem Kloster Mater Ecclesiae (m.) und der Lourdes-Grotte (r.) / © Romano Siciliani (KNA)
Blick auf die Vatikanischen Gärten mit dem Verwaltungsgebäude und dem Sendemast von Radio Vatikan (l.), dem Kloster Mater Ecclesiae (m.) und der Lourdes-Grotte (r.) / © Romano Siciliani ( KNA )

Vatikanische Gärten / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Vatikanische Gärten / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Tritonenbrunnen in den Vatikanischen Gärten im Vatikan / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Tritonenbrunnen in den Vatikanischen Gärten im Vatikan / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA