DOMRADIO.DE: Geht die "Warmlaufphase" jetzt in die heiße Phase über?
Ellen Ueberschär (Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages): Natürlich. Wir sind jetzt sowohl in Berlin als auch in den Kirchentagsstädten auf dem Weg, die inhaltlichen Projekte zu strukturieren - zu schauen, welche Referenten wir einladen werden und wie genau wir die Themen strukturieren.
Angesichts der politischen Lage in der Welt sind die Themen sehr vielfältig. Dazu kommen noch die Dinge, die den Kirchentag ausmachen: die Gottesdienste und der Markt der Möglichkeiten.
DOMRADIO.DE: vHat sich der Kirchentag weiterentwickelt?
Ueberschär: Der Kirchentag Berlin-Wittenberg wird von Mittwoch bis Samstag in Berlin stattfinden und am Sonntag gibt es den Abschlussgottesdienst in Wittenberg. In Wittenberg ist ebenfalls der große Festgottesdienst im Reformationsjahr 2017. Dazu sind auch Menschen aus den Kirchentagsstädten auf dem Weg.
Wir erwarten aber auch Menschen, die sagen: Einmal in 500 Jahren findet so ein Gottesdienst statt, den lasse ich mir nicht entgehen. Aus diesen Quellen wird sich die Gemeinde am Sonntag, den 28. Mai 2017, um 12 Uhr speisen.
DOMRADIO.DE: Welchen Stellenwert spielt die Ökumene in einer multikulturellen Stadt wie Berlin?
Ueberschär: Die Ökumene ist generell für den evangelischen Kirchentag ein Schwerpunkt. Das wirkt sich nicht nur bei der Frage nach einem Zentrum der Ökumene aus, sondern schon in der Vorbereitung der planenden Gruppen. In diesen sind viele Menschen aus anderen Konfessionen, Römisch-katholische, Orthodoxe und Freikirchler, dabei.
Die Vorbereitung an sich wird ökumenisch sein und das wird dann auch am Kirchentag zu merken sein. Wir werden mit Migrationskirchen zusammenarbeiten und es wird, wie in Stuttgart, wieder einen Mittagstisch der Mirgrationskirchen geben. Wenn Menschen gemeinsam essen und sich begegnen, passiert sehr viel. So viel kann man bei einer Wortveranstaltung gar nicht abbilden. Insofern wird das ökumenische Gefühl in Berlin nochmal eine andere Qualität haben, als in anderen Städten.
Uns als religiösen Menschen sind gemeinsame Dinge wichtig. Wir können uns gemeinsam in den Themen "transzendente Dimension" und die "Heiligkeit von Glauben" wiederfinden. Auf dieser Basis können wir dann überlegen, was die Religionen zu einem Zusammenleben in dieser Gesellschaft beitragen müssen.
DOMRADIO.DE: Wie sieht der aktuelle Beschluss Ihres Präsidiums in Bezug auf die AfD aus?
Ueberschär: Das Präsidium des Kirchentages hat sich dazu entschlossen, nochmals öffentlich mitzuteilen, wie unser Umgang mit Rechtspopulismus aussieht. Da geht es nicht um eine Partei mit drei Buchstaben, sondern um etwas, was sich in unserer Gesellschaft insgesamt formiert.
Wenn wir auf Kirchentage zurückschauen, dann ist es nicht das erste Mal, dass sich solche Diskussionslagen ergeben. Der wichtigste Punkt ist, dass der Kirchentag ein offenes Forum für faire Diskussionen, für Themen in Kirche und Gesellschaft in diesem Land bleibt. Das bedeutet auch, dass anders Denkende nicht ausgegrenzt werden dürfen. Kirchentagspodien sind dennoch keine Foren für Populismus, Rassismus oder gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.
Zu den weiteren Kriterien gehört eine fachliche oder institutionelle Eignung, um sich zu einem Thema äußern zu können. Nach diesen Merkmalen wählen wir die Besetzung unserer Kirchentagspodien aus.
DOMRADIO.DE: Auf welches Highlight freuen Sie sich persönlich am meisten?
Ueberschär: Ich freue mich am meisten auf den Gottesdienst. Es gibt so viele tolle Veranstaltungen, dass ich leider nicht an allen teilnehmen kann. Der Gottesdienst im Mai wird für mich der Höhepunkt in 2017 sein.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.