Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat den nach einem Messerangriff gestorbenen Danziger Bürgermeister gewürdigt. "Mit Pawel Adamowicz durfte ich im August vergangenen Jahres eine bedeutende politische Persönlichkeit, einen überzeugten Europäer, einen tiefgläubigen Christen und einen großartigen Menschen kennenlernen", schrieb Marx in einem Kondolenzschreiben. "Er hatte mich nach Danzig eingeladen, um zum Jahrestag der Gründung der Solidarnosc zu sprechen."
Kardinal Marx: Kämpfer und Visionär
Adamowicz habe in politisch schwierigen Zeiten in Polen "mit Geschick und visionärer Kraft" die Geschicke der Stadt Danzig (Gdansk) geleitet. "Das zeigt sich in seiner hohen Akzeptanz in der Bevölkerung und seiner Wiederwahl vor wenigen Monaten", betonte Marx.
Er sei ein Kämpfer gegen "jede Form von engstirnigem Nationalismus und Fremdenhass" gewesen. "Es ging ihm um Brückenbau und Versöhnung, um Dialog und ein friedliches Miteinander aller gesellschaftlichen Schichten."
EU-Ratspräsident verspricht Schutz für Danzig, Polen und Europa
EU-Ratspräsident Donald Tusk rief in Danzig zu mehr gegenseitigem Respekt auf. "Lieber Pawel, wir versprechen Dir, dass wir für Dich und für uns alle unser Danzig, unser Polen und unser Europa vor Hass und Verachtung beschützen werden", sagte der ehemalige polnische Regierungschef vor vielen Tausenden Menschen.
Ein 27-jähriger Mann hatte den Bürgermeister am Sonntagabend bei einer Benefizveranstaltung niedergestochen. Staatspräsident Andrzej Duda und Ministerpräsident Mateusz Morawiecki nahmen am Montagabend an einer Gedenkmesse für Adamowicz in der Warschauer Kathedrale teil.
Kardinal Nycz: Entschieden Nein zu Hass
Man habe sich hier nicht nur zum Gebet für den Verstorbenen und aus Solidarität für seine Familie versammelt, sagte Kardinal Kazimierz Nycz. Es ginge auch darum, "entschieden Nein zu Hass, Spaltung und Vorurteilen zu sagen". Nycz warb für den "Weg der der brüderlichen Liebe" und eine Gemeinschaft, die niemanden ausschließe.
Der Täter hatte laut Medienberichten nach der Messerattacke ins Mikrofon gerufen, er habe fünf Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen; die Bürgerplattform habe ihn gefoltert. Ärzte der Uniklinik hatten Adamowicz laut einer Sprecherin fünf Stunden lang operiert. Am Montagnachmittag starb er.
Attentat bei Abschluss einer Spendenaktion
Der Täter stach den Politiker bei der Abschlussveranstaltung der größten Spendenaktion des Landes nieder, des "Großen Orchesters der Weihnachtshilfe" (WOSP). Bei der jährlichen Aktion wird Geld für die Ausstattung von Krankenhäusern und Gesundheitsprojekte gesammelt. In diesem Jahr kamen bislang rund 21,5 Millionen Euro zusammen.