Ehemalige polnische Spitzenpolitiker forderten die katholische Kirche unterdessen auf, gegen Rydzyk vorzugehen. Sie werfen ihm in einer Erklärung Antisemitismus vor. Zu den mehr als 30 Unterzeichnern gehören Ex-Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki, Ex-Außenminister Wladyslaw Bartoszewski und der Chefredakteur der polnischen katholischen Nachrichtenagentur, Marcin Przeciszewski.
Bartoszewski sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), Rydzyk dürfe keinen direkten Einfluss mehr auf Medien haben. Er warte mit Vertrauen auf die Entscheidung der Kirchenführung.
Tobin erklärte polnischen Medienberichten zufolge, er hoffe, dass die Warschauer Provinz der Redemptoristen eine vernünftige Lösung der Krise finde. Wenn der Vorschlag aus Warschau in seinem Sinne ausfalle, werde er diesen unterschreiben, so der US-Amerikaner. Ansonsten werde er seine eigene Entscheidung treffen.
Bisher hatte sich die Leitung der Warschauer Provinz immer hinter Rydzyk gestellt. Nachdem zu Wochenbeginn das Nachrichtenmagazin "Wprost" Tonaufnahmen im Internet veröffentlicht hatte, bildete die Provinzleitung noch am selben Tag ein Gremium, das sich mit dem Vorgang befassen soll. Rydzyk nannte die Beschuldigungen eine Provokation, bestritt aber nicht, sich so geäußert zu haben.
"Betrüger, der sich der jüdischen Lobby fügt"
Der 62-jährige Ordensmann soll bei einem Vortrag im April in einer Journalistenschule in Torun (Thorn) den Präsidenten als "Betrüger, der sich der jüdischen Lobby fügt", beschimpft haben.
Juden hätten sich daraufhin "Milliarden Dollar erschlichen". Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Öffentliche Beleidigung des Staatsoberhaupts kann in Polen mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden.
Mit einem Marktanteil von 2,5 Prozent liegt Radio Maryja auf Platz fünf in Polen. Vor zahlreichen Kirchen im Land wirbt ein Schild für den Sender. Ein großer Teil der Bischöfe ging mehrfach auf Distanz zu dem Programm. Zu Rydzyks Medienunternehmen gehört auch die Tageszeitung "Nasz Dziennik" und ein Fernsehsender.
Polen: Streit über Radio-Maryja-Chef spitzt sich zu
Lösung "ein für alle Mal"?
Der Streit um den Chef des polnischen Radio Maryja, Tadeusz Rydzyk, spitzt sich weiter zu. Die Angelegenheit solle in den nächsten Tagen "ein für alle mal gelöst werden", sagte der Generalobere der Redemptoristen in Rom, Joseph W. Tobin, am Freitag der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI. Nach mehreren Skandalen der Vergangenheit wird Rydzyk nun vorgeworfen, den polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski bei einer Hochschul-Vorlesung mit antisemitischen Aussagen beleidigt zu haben.
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