In dem gut 30-minütigen Gespräch am Freitagvormittag sowie anschließend im Staatssekretariat ging es laut Vatikanangaben "um den anhaltenden Konflikt in der Ukraine sowie um Sicherheit und Frieden in Europa". Schwerpunkt des Austauschs mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem Außenbeauftragten, Erzbischof Paul Gallagher, sei die Lage der ukrainischen Flüchtlinge und Vertriebenen gewesen sowie humanitäre Hilfe.
Duda lud nach eigener Aussage den Papst nach Polen ein, um dort Polen und Ukrainer zu treffen. Franziskus habe sich bei ihm mit großem Interesse über Einzelheiten des Ukraine-Kriegs erkundigt, twitterte Duda anschließend. So habe er ihm auch von den Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj berichtet. Das Gespräch mit dem Papst sei "extrem wichtig" gewesen, so Duda. Er habe Franziskus auch für dessen "geistliche Fürsorge" gedankt, "dafür, dass er für uns und die Ukraine gebetet und den Krieg verurteilt hat".
Duda war zuletzt 2020 bei Papst Franziskus
Auf die Frage eines Journalisten, dass "der Vatikan oft von der Notwendigkeit spricht, einen ehrenvollen Ausstieg aus dem Krieg in der Ukraine für Putin zu finden" und ob dies auf der internationalen Bühne ernsthaft in Erwägung gezogen werde, sagte Duda laut polnischen Medien: "Es gibt keine Ehre für Menschen ohne Ehre."
Polens Staatspräsident war zuletzt im September 2020 vom Papst in Privataudienz empfangen worden. Bereits im Vorfeld hatte die Leiterin der Präsidentenkanzlei in Warschau, Grazyna Ignaczak-Bandych, angekündigt, es sei sehr wichtig, "dass der Präsident des Landes, das sich am meisten mit ukrainischen Fragen befasst" als Vertreter der ganzen Region deren Standpunkt im Vatikan erkläre. Auf die Frage, ob sich Duda ein stärkeres Engagement des Papstes in der Flüchtlingshilfe wünsche, hatte Ignaczak-Bandych gesagt: "Franziskus wird sich mit dem polnischen Standpunkt bekanntmachen können. Wir hoffen, dass er ihn aufnimmt."
Kritik an Vatikan-Haltung
Der Unterstaatssekretär im polnischen Außenministerium, Pawel Jablonski, hatte Mitte März die Haltung des Vatikan zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert: "Der Versuch einer Symmetrisierung, der Hinweis darauf, dass der Frieden wichtig ist, ohne sich darauf zu konzentrieren, wer den Krieg begonnen hat, das ist leider wirklich eine sehr große Enttäuschung." Warschau arbeite mit der vatikanischen Diplomatie zusammen, "um das zu ändern".
Am Montag hatte Duda in Warschau bereits den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. empfangen. Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie war nach Polen gekommen, um dort ukrainische Kriegsflüchtlinge "zu segnen, zu trösten und zu stärken". Nach Polen sind laut aktuellen Angaben des nationalen Grenzschutzes seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine 2,3 Millionen Menschen aus dem Nachbarland geflohen - so viele wie in kein anderes Land.