Politische Besinnung in Maria Laach und die Sorge um die Kirche

Kloster ist begehrter

Seit Ende der 70er Jahre treffen sich einmal im Jahr Politiker aus Bund und Ländern im Eifelkloster Maria Laach. Was im Nachgang der Würzburger Synode entstand, hat an seiner Ursprungsidee nichts verloren: Engagierte Katholiken aller Parteien leben ihren Glauben und sprechen darüber. In diesem Jahr wieder gemeinsam mit einem Bischof.

Autor/in:
Christoph Strack
 (DR)

"Das ist keine öffentliche Veranstaltung", sagt Hermann Kues. "Wir haben einfach viel Zeit zur Besinnung und können miteinander reden." Am Freitag kommt der CDU-Staatssekretär beim Bundesfamilienministerium mit knapp 50 Politikern aus Bund und Ländern ins Eifelkloster Maria Laach. Zum Innehalten bis Sonntag. Mit gemeinsamem Gebet und ruhigen Stunden, Spaziergängen und eucharistischer Anbetung. Gelegentlich ist auch von einem "Eifel-Pakt" die Rede.



Einer der Initiatoren des Treffens Ende der 70er Jahre war Bernhard Vogel, früherer CDU-Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen. Die Idee sei politisch engagierten Katholiken im Nachgang der Würzburger Synode (1971-75) gekommen. "Und heute ist es eine hochgeschätzte Veranstaltung - bei denen, die dabei sind, und den anderen." Der heute 78-jährige Vogel betont, dass katholische Politiker "aus allen demokratischen Parteien und allen Bundesländern" an den Laacher See kämen. Sicher, Unionsvertreter stellen - wie auch in diesem Jahr mit Kues, Vogel oder Hans-Gert Pöttering - die deutliche Mehrheit. Aber auch der grüne Spitzenkandidat aus Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, gehört zu den Klostergästen.



Tebartz-van Elst kommt

Die meisten wohnen im Klosterbereich, einige logieren - aus Platzgründen - im nahen Hotel. "Kloster ist begehrter", sagt Kues.  Beim ersten Gebet um 5.30 Uhr früh seien noch nicht alle dabei, aber um 7.30 Uhr zur Messfeier schon. Als geistlichen Gast haben die Politiker den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst geladen. Im vorigen Jahr kam der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nach Laach.



Die Einladung an Tebartz-van Elst sagt einiges aus über den Umgang von katholischen Unionspolitikern mit "ihrer" Kirche. Kues spricht von "gewissen pädagogischen Absichten" gegenüber dem Gast: "Uns ist Kirche wichtig. Wir fühlen mit ihr, wir leiden mit ihr." Aber es müsse selbstverständlich sein, dass man sich auch dem Gespräch und den suchenden Fragen stelle.



Es mag nicht spektakulär auffallen - aber die Sorge um kirchliche Entwicklungen treibt nicht wenige in der Bundestags-Unionsfraktion um. Weit über das Missbrauchsthema hinaus. Dafür stehen nicht nur die offiziellen Debatten um das "C". Ein Beispiel: Seit bald 17 Jahren gibt es den Kardinal-Höffner-Kreis, eine durchaus konservative Runde innerhalb der Fraktion. Im Krisenjahr 2010 wurde hier manches Gespräch lautstark.



Abgeordnetenfaust auf dem Tisch

"Wer missioniert hier eigentlich wen?", sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann ironisch nach einer munteren Diskussion im Dezember. Ein Gesprächsbesuch in einer Pfarrgemeinde an der Mosel sei nichts dagegen. Da schlägt auch schon mal eine Abgeordnetenfaust auf den Tisch: Bitte schön, man verteidige als Katholik treu den Zölibat. Aber die Bischöfe mögen doch bitte für eine sonntägliche Messfeier und gut ausgebildete Priester sorgen. Und Abgeordnete wollen Bischöfe, die im Dialog mit ihrer Gemeinde sind. Kaum einer, der nicht um die kirchliche Situation Geschiedener weiß. Und oft kommt die Frage nach der Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation.



Kues, seit 17 Jahren im Bundestag, spricht von einem "lebendigen, offenen Gespräch" im Höffner-Kreis. Der sei "alles andere als ein Hort derer, die keine Veränderungen in der Kirche wollen". Diese Offenheit verbinde er, sagt Kues, auch mit Kardinal Joseph Höffner (1906-87). "Er wollte immer eine offene, engagierte Kirche". Und so sei auch der Kreis stets gedacht.



Dessen Programm-Höhepunkt für 2011 steht längst fest. In den Tagen vor Ostern sind Abgeordnete, darunter auch einige evangelische Kollegen, in Rom und im Vatikan. "Wir legen Wert auf die Zentrale der katholischen Kirche", sagt Kues. Der Besuch, der nach jetziger Planung neben Gesprächen mit Kurienvertretern auch ein Treffen mit Papst Benedikt XVI. vorsieht, stehe für die Verbundenheit mit der Kirche. Die 50 Plätze der Reise waren bald nach Ausschreibung ausgebucht. "Wir haben eine lange Warteliste", erläutert Kues.