Polizei nimmt zehn US-Helfer fest - Opfer "völlig verstört"

Kinderschmuggel in Haiti

Drei Wochen nach dem Erdbeben in Haiti haben US-amerikanische Helfer offenbar versucht, 33 Kinder in die benachbarte Dominikanische Republik zu verschleppen. Von dort aus sollten sie nach Angaben der haitianischen Regierung an Adoptiveltern vermittelt werden. Die vermeintlichen Waisenkinder, die in Wirklichkeit noch Familie haben, sind mittlerweile in der Obhut des SOS-Kinderdorfs Santo in Haiti.

 (DR)

Die haitianische Polizei hatte am Wochenende den Transport mit den Kindern in Grenznähe gestoppt und zehn Helfer der US-Baptisten-Organisation «New Life Children's Refuge» wegen mutmaßlichen Kinderhandels festgenommen. Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer trafen die Kinder «völlig verstört, hungrig und durstig» in Santo ein, wo sie sofort medizinisch versorgt und untersucht wurden. Nun müssten rasch Eltern und Angehörige ausfindig gemacht werden.

Mehrere Mädchen und Jungen hätten erklärt, dass sie noch Eltern haben, hieß es weiter. Ein achtjähriges Mädchen sei zum Beispiel der Auffassung gewesen, von ihrer Mutter auf einen Kurzurlaub geschickt worden zu sein. Offenbar seien die Eltern mit unrealistischen Versprechen über ein «Sommercamp mit Swimming Pool» überredet worden, ihre Kinder der Baptisten-Organisation anzuvertrauen. Auf seiner Internetseite biete das Hilfswerk an, Adoptionen in der Dominikanischen Republik zu vermitteln, «ein Hotel in Strandnähe für adoptionswillige Eltern inklusive».

«Der Vorfall zeigt einmal mehr die Gefahren auf, denen Kinder nach Katastrophen durch Kinderhandel ausgesetzt sind», sagte der Geschäftsführer der SOS-Kinderdörfer, Wilfried Vyslozil. «Wir betonen, dass internationale Adoptionen nach Katastrophen wie in Haiti keine sinnvolle Sofort- und Nothilfemaßnahme sind.» Zunächst müsse jede Anstrengung unternommen werden, unbegleitete Kinder mit der eigenen Familie zusammenführen oder im eigenen Land angemessene Lösungen zu finden.