Polizei pocht auf mehr Geld für den Schutz von Synagogen

Nach Anschlag in Halle

Nach dem Terroranschlag von Halle hat die Deutsche Polizeigewerkschaft von den Ländern mehr finanzielle Mittel zum Schutz jüdischer Einrichtungen gefordert. Der Antisemitismus von rechtsextremer wie islamistischer Seite nehme zu.

Trauer und Entsetzen nach dem Attentat in Halle/Saale / © Christoph Soeder (dpa)
Trauer und Entsetzen nach dem Attentat in Halle/Saale / © Christoph Soeder ( dpa )

"Wenn der Kampf gegen Antisemitismus bei uns völlig zu Recht Staatsräson ist, dann muss es uns auch das Geld wert sein", sagte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstag). 

Wendt nannte als Vorbild das Land Berlin, das eine zentrale Abteilung für Objektschutz habe und dort keine Beamten, sondern Angestellte einsetze. Solche speziellen Einheiten für Objektschutz seien auch in anderen Teilen Deutschlands erforderlich.

Trägt die AfD Mitschuld an Antisemitismus? 

Der Polizeigewerkschafter warnte, dass der Antisemitismus von rechtsextremer wie islamistischer Seite zunehme. Er machte dafür auch die AfD und deren Rechtsaußen Björn Höcke mitverantwortlich: "Was Höcke und Konsorten in manchen Zusammenhängen von sich geben, ist widerlich, und damit wollen wir als Polizei und als Gewerkschaft nichts zu tun haben", betonte Wendt. 

Zugleich wies der Polizeigewerkschafter scharf Kritik an der Arbeit der Beamten in Halle zurück. Die erste Streife sei nach sechs Minuten vor Ort gewesen. Die Beamten hätten sich an die aktuellen Vorgaben für Amoklagen gehalten und sofort die Konfrontation mit dem Täter gesucht. 

Bis vor einigen Jahren sei die Taktik noch eine andere gewesen. Damals habe man zunächst den Bereich abgesperrt und dann auf Spezialkräfte gewartet. "Ich halte es weder für fair noch für zielführend, wenn in den ersten 48 Stunden nach einer Tat gefragt wird, ob die Polizei versagt hat", sagte Wendt.

Attentäter erschoss zwei Menschen 

Bei dem Terroranschlag vergangenen Mittwoch hatte ein schwer bewaffneter 27-Jähriger versucht, in die Synagoge einzudringen, als sich dort aus Anlass des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur etwa 50 Gläubige versammelt hatten. 

Nachdem das Eindringen misslang, erschoss der Täter eine 40-jährige Passantin und einen 20-jährigen Mann in einem nahe gelegenen Dönerladen. Auf der Flucht verletzte er zwei weitere Menschen mit Schüssen. Inzwischen ist der aus Sachsen-Anhalt stammende Mann inhaftiert und hat gestanden, die Tat aus rechtsextremen und antisemitischen Motiven begangen zu haben. 

Anschlag in Halle

Ein schwerbewaffneter Täter hat versucht, in einer Synagoge in Halle/Saale ein Blutbad unter rund 80 Gläubigen anzurichten. Die jüdische Gemeinde entging an ihrem höchsten Feiertag Jom Kippur nur knapp einer Katastrophe. Der mutmaßliche Rechtsextremist Stephan B. aus Sachsen-Anhalt wollte nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Mittwochmittag die Synagoge mit Waffengewalt stürmen, scheiterte jedoch. Danach soll der 27-jährige Deutsche vor der Synagoge und in einem nahen Döner-Imbiss zwei Menschen erschossen und mindestens zwei weitere verletzt haben.

Gottesdienst nach Anschlag in Halle / © Hendrik Schmidt (dpa)
Gottesdienst nach Anschlag in Halle / © Hendrik Schmidt ( dpa )
Quelle:
KNA