Pontifikalamt im Kölner Dom

Erster Adventssonntag

domradio übertrug am ersten Adventssonntag das Pontifikalamt mit Weihbischof Manfred Melzer aus dem Hohen Dom zu Köln. Der Kölner Domchor sang unter der Leitung von Alexander Schmitt die XVII. Choralmesse. Die Orgel spielte Ulrich Brüggemann.

 (DR)

Der Advent - das Wort bedeutet „Ankunft" - will uns in doppelter Weise auf eine Ankunft hinweisen: Zum einen erinnert der Advent daran, dass der Messias in der Welt angekommen ist. Wir vergegenwärtigen uns die Sehnsucht der vielen Generationen, die ihn erwarteten, und bereiten uns vor, seine Ankunft zu feiern. Zum anderen verweist der Advent darauf, dass auch wir Christen noch auf das Wiederkommen Christi warten. Wir können und wollen uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Welt noch unheil ist.

Was bedeutet es für uns, dass das Heil einerseits schon da ist und es andererseits doch noch aussteht? Wie kann ich angesichts des Elends in der Welt verkünden, dass Christus, der Retter, schon da ist? Wie wirkt es sich auf meinen Einsatz für das Gute aus, wenn ich sicher sein kann, dass das Heil sich schon durchgesetzt hat?

Erste Lesung
Die heutige Lesung, die sich fast wörtlich auch beim Propheten Micha findet, steht beim Propheten Jesaja in einem düsteren Zusammenhang: Er droht seinem Volk, dem Südreich Juda im 8. Jahrhundert vor Christus, das Gericht an. Denn entgegen dem Gesetz Gottes werden Arme unterdrückt und Schwache ausgebeutet. Doch zwischen Kritik und Drohungen finden sich immer wieder Bilder der Hoffnung, so auch der Text der heutigen Lesung: Für das Ende der Tage kündigt er an, dass die Menschen wieder der Weisung Gottes folgen werden. Und zwar nicht nur Israel, sondern, von dessen Vorbild angestachelt, auch alle anderen Völker. Das Bild der Völkerwallfahrt zum Zion, der, im übertragenen Sinn, zum höchsten aller Berge wird, drückt aus, dass alle Menschen sich nun nach Gottes Gebot richten. Gott wird zum anerkannten Richter zwischen den Völkern; so entstehen Gerechtigkeit und Frieden - in allen Völkern und auch zwischen ihnen.

Zweite Lesung
Die frühe Kirche erwartete das Wiederkommen Christi in kurzer Zeit. Daher ist es ganz praktisch zeitlich gemeint, wenn Paulus sagt, das Heil sei den Christen der römischen Gemeinde näher als zum Zeitpunkt ihrer Taufe. Aber auch für Paulus war klar, dass niemand den Zeitpunkt weiß, wann Christus wiederkommen wird. Das darf jedoch nicht dazu führen, im Glaubenseifer nachzulassen, deshalb fordert er die Römer auf: Wacht auf! Der Apostel spielt mit dem Gegensatz von Nacht und Tag, Licht und Finsternis, und vor allem von Schlafen und Wachen. Die Werke der Finsternis sind ein Mangel an Wachheit, eine Ablenkung vom Wesentlichen, auf das es jetzt ankommt. Von diesem Schlaf gilt es endlich aufzuwachen.

Was lenkt mich vom Wesentlichen ab, was vernebelt meine Sinne? Was nehme ich wahr, wenn ich mich zwinge, mit wachem Blick hinzuschauen, Jesus als „neues Gewand" anzuziehen oder die „Waffen des Lichts" anzulegen?

Evangelium
Auch Matthäus mahnt zur Wachsamkeit: „Jenen Tag und jene Stunde kennt niemand…" Matthäus macht in den Worten Jesu deutlich: Es gibt keine Ankündigung der Wiederkunft Christi (Parusie), die eine Vorbereitung in letzter Minute ermöglicht, sodass man sich bis dahin um alles andere  kümmern könnte. Das Ende, die Begegnung mit dem allmächtigen Gott, kommt für jeden plötzlich. Wie die Menschen die Sintflut nicht ahnten, so werden sie auch Gottes Kommen nicht berechnen können.

Wann wird Gott uns so endgültig begegnen? Wie auch immer man sich das vorstellt: Es gibt keine Zeit, in der man vor einer solchen Begegnung ‚sicher' ist und leben könnte, als gäbe es Gott nicht. Das soll uns nicht ängstigen, sondern uns in einer guten, gespannten Erwartung halten.