In seiner Predigt gehe es um eine existenzielle Frage, sagt Weihbischof Ansgar Puff zu Beginn: "Was tun wir, wenn unser Vertrauen zu Gott in Krise gerät? Wenn Jesus uns fremd wird? Wenn wir ihn nicht mehr verstehen?"
Die hartnäckige Frau
Im Evangelium des heutigen Tages bewahrt eine einfache heidnische Frau ihr Vertrauen zu Jesus, obwohl es dreimal hart in Frage gestellt wird. Aufgrund dieses unerschütterlichen Vertrauens heile Jesus ihre kranke Tochter, erklärt Weihbischof Puff.
"Jede Mutter versteht, dass diese Frau alles tut, um ihrer Tochter zu helfen," so Puff. Die Frau gehe zu Jesus und bitte ihn um Hilfe, Jesus aber reagiert gar nicht und schweigt. "Er sagt nichts. Er tut nichts. Er übersieht die Frau mit ihrem großen Leid. Er behandelt sie, als wäre sie Luft. Das Schweigen Gottes."
Das Schweigen Gottes
"Kennen wir das nicht auch?" fragt Weihbischof Puff, "da entsteht eine ganz schwierige Lebenssituation, vielleicht eine sehr gefährliche Krankheit oder irgendwelche große Sorgen in den Familien. Und wir beten und bekommen keine Antwort. Wir wenden uns flehentlich an Gott, wir bitten und beten – und nichts. Das Schweigen Gottes."
In Zeiten einer schnellen und ungeduldigen Kommunikation könnten wir Antworten kaum abwarten. "Und wir verstehen Schweigen als Gleichgültigkeit oder Abweisung. Daher sind wir schnell enttäuscht, wenn Gott schweigt. Unser Vertrauen gerät dann in die Krise," so der Kölner Weihbischof weiter.
Die Frau im Evangelium lasse sich durch das Schweigen Jesu aber nicht verunsichern. "Vielleicht hatte sie entdeckt, dass das Schweigen Gottes eine Sprache ist, die wir lernen müssen. Gott spricht mit einer Stimme feinen Schweigens. Mit seinem Schweigen fragt Jesus: Wie ernsthaft ist dein Anliegen?"
Verweigerung, Beleidigung und Überwindung der Widerstände
Hinzu komme nun ein zweiter Punkt, den wir nur schwer verstehen. "Jesus verweigert seine Hilfe. Nur weil die Frau einer anderen Glaubensgemeinschaft angehört. Bisher dachten wir doch immer: Jesus hilft allen. Ausgrenzung verletzt." Als dritten Widerstand müsse diese mutige Frau nun erleben, von Jesus beleidigt zu werden, erläutert Weihbischof Puff. "Das ist nicht richtig."
Aber trotz aller Widerstände bleibt die Frau im Evangelium hartnäckig: "Das Schweigen Jesu, seine Aussage 'Ich bin doch nicht zuständig', sogar diese verletzenden Beleidigungen zerstören nicht das Vertrauen der Frau. Und darauf sagt Jesus Dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Und von dieser Stunde an ist die Tochter gesund."
Festigung im Glauben
Wenn Gott in unserem Leben schweige, führt Weihbischof Ansgar Puff aus, "wenn er Dinge zulässt, die wir nicht mehr verstehen, wenn Jesus uns fremd wird, dann ist das schwer zu ertragen. Aber es hat Sinn. Denn jede Krise, die wir bestehen, jede Versuchung, die wir bekämpft haben, jeder Schrei (…) festigt unsere Beziehung zu ihm und macht aus einem Glauben, der oberflächlich zu sein scheint, einen Glauben, der Berge versetzt." Vertrauen wir also darauf. Krisen sind Wachstumschancen – durch alle Widerstände hindurch.
Pontifikalamt am zwanzigsten Sonntag im Jahreskreis im Kölner Dom
DOMRADIO.DE übertrug am zwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Weihbischof Ansgar Puff.
Musikalische Gestaltung: Domkantorei Köln und Kölner Domkapelle unter der Leitung von Winfried Krane; Solistin: Jutta Krane (Sopran); an der Orgel: Simon Schuttemeier. Aufgeführt wurde die Missa Cellensis (Mariazeller Messe) von Joseph Haydn sowie "Unser lieben Frauen Traum" von Max Reger.
"Jesus erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen. Da entgegnete sie: Ja, Herr! Aber selbst die kleinen Hunde essen von den Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“ (Mt 15,26 f.)
Auslegung zum Sonntagsevangelium Mt 15,21-28 von Johannes Chrysostomus
Sieh das Verhalten der Frau, wie sie weder wagt zu widersprechen, noch enttäuscht ist über das Lob, das anderen gezollt wird, noch sich gekränkt fühlt, dass sie beleidigt wurde. ... Er hatte sie einen Hund genannt, und sie setzt hinzu, was ein Hund tut, so als wollte sie sagen: Und wenn ich ein Hund bin, so gehöre ich doch zu dir. Du nennst mich einen Hund, also füttere mich, so wie du deinen Hund fütterst; ich kann den Tisch meines Herrn nicht verlassen.
Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. August 2023