Angesichts der politischen Krise in Italien hat Bolognas Erzbischof Matteo Zuppi (63) "lautstarke Töne, die Unfähigkeit zur Problemlösung, Aggressivität und Ressentiments" kritisiert. Dieses gesellschaftliche Klima sei auch für die Kirche eine Herausforderung, sagte er in einem Interview mit dem "Corriere della Sera" (Freitag).
Indirekt verwahrte sich Zuppi gegen den Vorwurf, die Kirche kümmere sich nur um bestimmte sozial schwache Gruppen wie Migranten, missachte aber Italiener in Armut.
Zuppi: Populismus ist die falsche Antwort
"Der Populismus beantwortet reale Probleme auf falsche Weise", so der Erzbischof. Nationale Zusammengehörigkeit und Identität seien wichtig, "auch die Liebe zum Vaterland". Als Antwort auf die aktuellen Probleme reichten sie aber nicht aus. "Die Frage ist, wie man Zugehörigkeit und Globalisierung zusammenbringt", so Zuppi weiter.
Beim Thema Migration könne man "nicht weiterhin von einer Notlage sprechen, wenn es sich um ein epochales und andauerndes Phänomen handelt", warnte der Erzbischof. "Wenn die einzelnen Länder dichtmachen und einander den Schwarzen Peter weiterschieben, ist klar, dass sie nirgendwo hingelangen."
Nach Ansicht des Erzbischofs, der zu den Gründungsfiguren der Gemeinschaft Sant'Egidio gehört, braucht es "mehr Europa, eine funktionierende europäische Bürokratie, sowie eine Gemeinschaft, die ihre grundlegenden Werte verteidigt und nicht nur für manche ein Geldautomat ist".