Evangelische Bischöfe verteidigen Kurs der Kirche in der Krise

"Populismus im pastoralen Gewand"

Die evangelischen Bischöfe Manfred Rekowski und Ralf Meister weisen den Vorwurf zurück, die Kirchen verhielten sich in der Corona-Krise zu still. Es mögen Fehler gemacht worden sein. Das rechtfertige jedoch keine Generalanklage. 

An die Zukunft denken (shutterstock)

"Als Kirche sind wir keine Partei, die das Tagesgeschäft kommentiert", sagte Rekowski in einem Video auf der Homepage der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) am Freitag in Düsseldorf.

Die Kirchen hätten sich darum gekümmert, wie die Menschen auch in Corona-Zeiten Gottesdienst feiern könnten, etwa zuhause am Wohnzimmertisch. Seelsorger arbeiteten in der Stille; ihre Arbeit bemerkten nur die Menschen, die von ihnen begleitet würden. "Da ist keine mediale Präsenz, aber das ist ein ganz starkes Stück unserer kirchlichen Arbeit." In der Stille geschehe eine ganze Menge.

Kritik von Lieberknecht: Kirche hat Menschen allein gelassen 

Die ehemalige Ministerpräsidentin von Thüringen, Christine Lieberknecht (CDU), hatte den Kirchen Versagen in der Corona-Krise vorgeworfen. "Die Kirche hat in dieser Zeit Hunderttausende Menschen allein gelassen. Kranke, Einsame, Alte, Sterbende", sagte Lieberknecht im Online-Interview der "Welt" von Montag. Mehrere Kirchenvertreter wiesen dies zurück.

Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat die Kritik der früheren Thüringer Ministerpräsidentin am Verhalten der Kirche in der Corona-Krise zurückgewiesen. "Die Kirchen haben weder ihre Arbeit eingestellt noch Menschen alleingelassen, sondern haben in Fürsorge für die Schwächsten notwendige Schutzmaßnahmen ergriffen", sagte Meister am Freitag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Dass die Kirche mit Rücksicht auf gefährdete Menschen während des Shutdown zentrale Aufgaben zurückgefahren habe, sei "angemessen und richtig" gewesen, unterstrich er. Meister ist auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

Meister: "Zusätzliche Hotlines wurden eingerichtet"

Landesbischof Meister betonte, in der Seelsorge seien die Kirchen trotz der Corona-Beschränkungen an vielen Orten gegenwärtig gewesen. "Zusätzliche Hotlines wurden eingerichtet. Per Post, per Telefon, per Socialmedia haben viele Hauptamtliche und auch ehrenamtlich Tätige den Kontakt mit unseren Gemeindemitgliedern gehalten", sagte der Bischof. "Wir mussten uns erst einüben in diese Art der Krisenkommunikation, denn so eine Situation gab es ja noch niemals zuvor."

Der Bischof fügte hinzu: "Wahrscheinlich sind noch nie in einem so kurzen Zeitraum so viele neue kirchliche Initiativen entstanden wie in den vergangenen zehn Wochen"  Im Rückblick räumte er jedoch ein, "dass wir wahrscheinlich mehr und früher an die Menschen hätten denken und noch entschiedener für die hätten Partei ergreifen müssen, die unter den Kontaktverboten am stärksten leiden und keine Stimme haben".

Meister wandte sich gegen einen "Populismus im pastoralen Gewand, der weitgehend ohne Kenntnis der engagierten Arbeit vor Ort und frei von jeglicher eigenen Verantwortungsübernahme pauschal Kritik übt". Sicher seien Fehler gemacht worden. Das rechtfertige jedoch keine Generalanklage. Zuvor hatten bereits der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer und andere Theologen die Kritik Lieberknechts zurückgewiesen.


Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers / © Harald Oppitz (KNA)
Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers / © Harald Oppitz ( KNA )

Manfred Rekowski / © Thomas Frey (dpa)
Manfred Rekowski / © Thomas Frey ( dpa )
Quelle:
KNA , epd
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