Porträt von Bernhard von Clairvaux

Bernhardinisches Zeitalter

Der heilige Bernhard, Abt des Zisterzienserklosters Clairvaux in der Champagne (1090-1153), prägte als Berater von Päpsten und Königen die Politik seiner Epoche. Man spricht auch vom "bernhardinischen Zeitalter".

Bernhard von Clairvaux (KNA)
Bernhard von Clairvaux / ( KNA )

Geboren 1090 in Fontaines-les-Dijon als drittes Kind eines burgundischen Ritters, trat Bernhard 1113 gemeinsam mit 30 Gefährten als radikaler Asket in das Reformkloster von Citeaux ein. Dieser Masseneintritt und das charismatische Wirken Bernhards bedeuteten den Durchbruch für die kriselnde Ordensgründung, die sich ganz dem Armutsideal und der Weltabgeschiedenheit Benedikts von Nursia verschrieben hatte.

Mit der Neugründung in Citeaux, dessen erster Abt Bernhard wurde, setzte vor 900 Jahren, im Juni 1115, eine Welle von Tochtergründungen ein, die in der Kirchengeschichte ohne Parallele ist. Bei Bernhards Tod gab es bereits 350 Zisterzienserabteien in ganz Europa, von denen 164 seiner Leitung unterstanden.

Der brillante Rhetoriker und Prediger begriff sich wie selbstverständlich als Richter in Angelegenheiten der Kirche als auch der Welt. Er ergriff entschieden Partei nicht nur in theologischen Streitfragen, sondern auch bei der Besetzung von Bischofsstühlen. Seine Position behielt zumeist die Oberhand, so beim Papstschisma von 1130 und bei der Verurteilung des "moderne" Theologen Petrus Abaelard 1140. Der Preis für dieses Sendungsbewusstsein war ein Verlust der monastischen Zurückgezogenheit, nach der sich Bernhard als radikaler Gottsucher sehnte.

Wohl durch politische Verflechtung geriet er Mitte der 1140er Jahre in den Strudel der Kreuzzugshysterie. Als Prediger des fatal gescheiterten Zweiten Kreuzzugs (1146-1148) erlitt auch er eine folgenschwere Niederlage. Danach war sein politischer Stern im Sinken begriffen; seine Gesundheit war durch überharte Askese und Arbeitsüberlastung seit langem ruiniert. Das literarische Werk Bernhards, darunter 545 Briefe, enthält nicht weniger als 804.909 Wörter.


Quelle:
KNA