Der Corona-Ausnahmezustand hat für die rund 6.000 wohnungslosen Menschen in Köln ihre Lebenssituation verschärft: Über Wochen waren kaum Menschen auf den Straßen, sodass Einnahmen aus dem Flaschensammeln und den Spenden von Passanten fast vollständig weggebrochen sind.
Erste Zwischenbilanz ist positiv
Die katholische Kirche in Köln hat – gemeinsam mit der Stadt und anderen Trägern – deshalb von Anfang an die Arbeit und die konkreten Hilfsangebote für Wohnungslose verstärkt. Eine erste Zwischenbilanz ist positiv, doch klar ist auch: die Hilfen müssen weitergehen. Dies umso mehr, als derzeit auch viele "fremde", nicht in Köln ansässige Wohnungslose in die Stadt kommen, wie Schwester Christina Klein vom Gubbio, der Katholischen Wohnungslosenseelsorge im Stadtdekanat Köln, beobachtet.
Kardinal Woelki hat Priesterseminar geöffnet
Jeden Tag werden bis zu 140 Menschen im Priesterseminar des Erzbistums Köln mit einer warmen Mahlzeit bewirtet. Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, hatte das Haus Ende März dafür geöffnet. Wohnungslose Frauen und Männer bekommen hier nicht nur etwas zu essen, sondern können dort samstags auch duschen.
Die Malteser, Jugendliche des jugendpastoralen Zentrums "CRUX" in Köln sowie Theologiestudenten aus Köln, Bonn und Sankt Augustin engagieren sich ehrenamtlich bei der Essensausgabe.
Schwester Christina Klein und Weihbischof Ansgar Puff, der regelmäßig mit ihr im Gubbio arbeitet, stehen für Gespräche zur Verfügung und vermitteln bei Bedarf auch weitere Unterstützung. "Wir merken, wie gut den Menschen nicht nur das sehr schmackhafte Essen, sondern vor allem auch die Gemeinschaft tut", berichtet Schwester Christina, die zur Gemeinschaft der Olper Franziskanerinnen gehört. "Die Menschen fühlen sich gut versorgt und gut aufgehoben." Auf die Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln werde selbstverständlich geachtet.
Straßenseelsorge geht weiter
Auch die Straßenseelsorge geht in der Corona-Zeit weiter. Schwester Christina sucht die wohnungslosen Frauen und Männer rund um den Hauptbahnhof und in den Straßen der Stadt auf. Sie informiert dabei nicht nur über die Hilfsangebote, sondern ist vor allem als Mensch da, der zuhört, Gesprächspartnerin und Seelsorgerin ist.
Was den Menschen auf der Straße in dieser Zeit am meisten fehle, sei die persönliche Begegnung, sagt Schwester Christina. Ihr Appell an die Kölnerinnen und Kölner: "Lächeln kann man immer. Man kann die Menschen auch ansprechen und ihnen natürlich auch Geld spenden." Den Sicherheitsabstand und die Hygiene-Maßnahmen einzuhalten, sei dabei natürlich wichtig.
Spendensammlung für Lebensmittel-Gutscheine
Seit Beginn des Corona-Ausnahmezustandes sammelt das Gubbio Spenden für Lebensmittel-Gutscheine, mit denen die Wohnungslosen dann in Supermärkten einkaufen können, sowie auch für die Essensausgabe im Priesterseminar. Bislang sind rund 18.000 Euro zusammengekommen (Stand: 23. April). "Die Entwicklung ist erfreulich", sagt Rudger von Plettenberg, der Geschäftsführer des Gesamtverbandes der katholischen Kirchengemeinden der Stadt Köln, dem Träger des Gubbio.
"Manche haben sogar schon mehrfach einen Betrag überwiesen. Wir danken allen Spenderinnen und Spendern und freuen uns, dass die Menschen gerade jetzt so solidarisch sind und ein offenes Herz für andere haben." Weil ein Ende der Corona-Situation nicht absehbar ist und auch, weil immer mehr Menschen die Hilfe der Gubbio-Wohnungslosenseelsorge und anderer Einrichtungen der Obdachlosenhilfe benötigen, wird auch weiterhin um Spenden gebeten.