Etwa 60 Millionen Ägypter sind ab diesem Montag zur Wahl eines neuen Präsidenten aufgerufen. Die Abstimmung im bevölkerungsreichsten Land der arabischen Welt läuft bis einschließlich Mittwoch, es gelten erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Zur Wahl stehen der autoritäre und von der mächtigen Armee unterstützte Amtsinhaber Abdel Fattah al-Sisi sowie der Politiker Mussa Mustafa. Mustafa gilt als Alibi-Kandidat, damit der Präsident nicht alleine antreten muss. Es wird mit einem sehr deutlichen Sieg Al-Sisis gerechnet.
Der Wahlkampf war vom Vorgehen gegen politische Gegner Al-Sisis geprägt. Eine Reihe ernsthafter Kandidaten zog ihre Teilnahme unter teilweise dubiosen Umständen zurück. Einige Konkurrenten wurden schon vor der Wahl wegen angeblicher Rechtsbrüche zu Haftstrafen verurteilt oder dauerhaft in Gewahrsam genommen. Ein prominenter Menschenrechtsanwalt und ein Parlamentsabgeordneter gaben auf, weil sie Verfolgung ihrer Wahlkampfhelfer und eine parteiische Behandlung fürchteten.
Das nordafrikanische Land ist seit den arabischen Aufständen 2011, als Langzeitmachthaber Husni Mubarak gestürzt wurde, nur teilweise zur Ruhe gekommen. Der erste demokratisch gewählte Präsident des Landes wurde 2012 der Islamist Mohammed Mursi, den Al-Sisi als Militärchef ein Jahr später nach Massenprotesten stürzte und seine Anhänger verfolgen ließ. Seit 2014 regiert er selbst das Land mit harter Hand und greift nicht nur gegen die islamistischen Muslimbrüder und Dschihadisten durch, sondern auch gegen die gemäßigte Opposition.
Ägypten mit seinen etwa 95 Millionen Einwohnern gilt für den Westen als Schlüsselland für die Stabilität im Nahen Osten. Al-Sisi ist auch für die Bundesrepublik ein wichtiger Partner im Kampf gegen den islamistischen Terror und illegale Migration. Im Inneren hat der Präsident neben immer wiederkehrenden Anschlägen mit einer ernsten Wirtschaftskrise zu kämpfen. Das Land ist dringend auf die steigenden Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen. Neben Russen fliegen vor allem viele deutsche Urlauber nach Ägypten. (dpa)