Praktizierende Christen laut Studie eher skeptisch bei Islam

Blick vor die eigene Tür

Es war der damalige Bundespräsident Christian Wulff, der die Aussage, der Islam gehöre zu Deutschland, erstmals im Jahr 2010 öffentlichkeitswirksam aussprach. Wie sehen das die praktizierenden Christen im Land nun acht Jahre später?

Gläubige im Gebet / © Harald Oppitz (KNA)
Gläubige im Gebet / © Harald Oppitz ( KNA )

In Deutschland sind 55 Prozent der praktizierenden Christen laut einer Studie der Ansicht, dass der Islam grundsätzlich nicht mit der deutschen Kultur und deutschen Werten vereinbar ist.

Dagegen liegt der Anteil der nicht praktizierenden Christen in dieser Frage bei 45 Prozent, bei den Konfessionslosen sind es 32, wie aus der am Dienstagabend in Berlin veröffentlichten Untersuchung "Christ sein in Westeuropa" des Pew Research Centers hervorgeht.

Praktizierende Christen konservativer

Im europäischen Vergleich finden auch praktizierende Christen in den Niederlanden mit 55 Prozent, dass der Islam nicht mit nationalen Werten und der Kultur kompatibel sei. Höher ist demnach der Anteil in Italien (63), Finnland (67) und Österreich (61). Am niedrigsten ist er laut Studie in Portugal mit 26 Prozent.

Ohnehin stellt die Studie fest, dass praktizierende Christen - Menschen, die mindestens einmal im Monat einen Gottesdienst besuchen - bei einigen Fragen zum Thema Islam und Einwanderung konservativer geantwortet hätten als nicht praktizierende Christen. Damit sind Menschen gemeint, die nicht mehr als ein paar Mal pro Jahr an einem Gottesdienst teilnehmen. Auch gebe es teils Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten.

So hätten 51 Prozent der Katholiken in Deutschland angegeben, sie würden keine Muslime als Familienmitglieder akzeptieren. Das sei zusammen mit Großbritannien (51 Prozent) der höchste Anteil im europäischen Vergleich. Bei den Protestanten in Deutschland seien 16 Prozent der Ansicht - der zweitniedrigste Wert vor den Niederlanden.

Fremd im eigenen Land?

Dass muslimischen Frauen nicht erlaubt werden sollte, religiös begründete Kleidung zu tragen, meinen in der Studie 31 Prozent der Katholiken in Deutschland. Europaweit liege der Durchschnitt bei 28 Prozent. Unter den Protestanten seien 16 Prozent dieser Ansicht, hier liege der europäische Schnitt bei 17 Prozent.

Darüber hinaus sagten laut Untersuchung 31 Prozent der Katholiken hierzulande, dass sie sich angesichts der Zahl an Muslimen "wie ein Fremder im eigenen Land" fühlten. Im Durchschnitt waren 27 Prozent der Katholiken in Europa demnach dieser Ansicht. Bei den deutschen Protestanten seien es 19 Prozent gewesen - der europäische Schnitt habe bei 20 Prozent gelegen.

Befragt wurden den Angaben zufolge 24.599 Erwachsene ab 18 Jahren in 15 Ländern Westeuropas. Der Erhebungszeitraum lag zwischen April und August 2017.


Franziskus forciert interreligiösen Dialog / © Osservatore Romano / Handout (dpa)
Franziskus forciert interreligiösen Dialog / © Osservatore Romano / Handout ( dpa )
Quelle:
KNA