Predigt Generalvikar Dr. Dominik Meiering

Weiberfastnacht 2017 im Kölner Dom

Predigt Generalvikar Dr. Dominik Meiering an Weiberfastnacht 2017 im Kölner Dom zum Nachlesen:

 (DR)

Früher, in alten Zeiten

tat das Karnevalsfest manch einem Sorge bereiten.

Wie kann man da nur mitmachen

wo die Leute über alles und jeden lachen?

Das ist doch – sagen manche – eine heidnische Feier

nichts als ein Sündenpfuhl, ein schlechter Geschmack – so geht jedes Jahr die gleiche Leier.

Und in der Tat wird zu Karneval mancher Blödsinn gemacht

und vermutlich noch mancher Quatsch gesacht.

Aber dennoch ist der Karneval nicht gänzlich zu verachten,

man muss ihn nur mit den richtigen Augen betrachten.

Drum lade ich Euch, liebe Schwestern und Brüder, ein,

nicht wie all die anderen zu sein,

sondern wach und freudig zu hören auf die Geschichte,

die ich euch jetzt zur Erbauung und zum Verständnis berichte.

Kirche und Karneval sind zutiefst miteinander verwoben

es geht um die Beziehung zwischen der Erde unten und dem Himmel da oben.

Karneval ist ja schon entstanden vor Urzeiten,

als den Menschen der rauhe Winter Sorgen tat bereiten,

sie waren es satt, die Kälte und die Leblosigkeit der Natur zu ertragen,

sie wollten nicht länger am Hungertuch nagen

sie waren ständig ängstlich am klagen

"Werden wir das Nötigste zum Überleben haben?"

Im Winter bekamen alle Kranken, Alten und Schwachen das Angesicht des Todes gezeigt,

wenn dann aber die Frühlingszeit war bereit,

konnten alle über Todesgefahr und Lebensangst nur lachen.

Sie feierten fröhliche, ausgelassene Frühlingsfeste

davon gibt es auch noch heute im Karneval auf der ganzen Welt noch manche Reste.

Das eigentliche Frühlingsfest, das wir Christen feiern,

ist das Osterfest, die Auferstehung von Jesus, unserem Befreier,

Beim ersten Frühlingsmond in jedem Jahr

begeht auf der ganzen Welt eine große Schar

von Christen das höchste Fest der Christen im Jahr

es wird gefeiert auf jedem Altar

die Überwindung von Angst und Tod

durch den, der uns erlöst hat, unseren Gott.

Damals war es in, etwas vierzig Tage lang zu tun,

vierzig Jahre irrte Mose mit dem Volk Israel durch die Wüste herum,

eine Zeit der Besinnung,

eine Zeit der Orientierung,

bevor sie das Ziel ihres Weges fanden,

und ankamen in den gelobten Landen

vierzig Tage lang betete und fastete Jesus in der Wüste,

bevor er dann ging an des Sees Genezareths Küste;

um sich Jünger zu erwählen,

um ihnen vom Reich Gottes zu erzählen.

Vierzig Stunden sind es von der Trauer des Karfreitags, der Kreuzigung

bis hin zur Stunde des Jubels am Osterfest, der Auferstehung.

 

Rechnet man vom Osterfest, dem ersten Frühlingsmond, vierzig Fastentage zurück,

die Sonntage zählt man nicht mit, sie gelten nie als Fastentage,

einmal in der Woche gibt es keine Fastenplage,

dann landet man am Aschermittwoch, dem Beginn der Fasten- und Bußzeit,

wo man sich – nach dem Vorbild des Mose und Jesu Christi – macht bereit,

das Hochfest der Kirche zu begehen,

und das Osterlicht in der Dunkelheit der Welt zu sehen.

Ab Aschermittwoch dann denken wir an Jesu Leiden und Tod,

gehen den Kreuzweg, verfolgen seine große Not,

die er erlitten für alle Sünder auf Erden,

damit sie der Vergebung, der Erlösung teilhaftig werden.

Aschermittwoch ist gebotener Fast- und Abstinenztag,

es ist - glaube ich - nötig, dass ich das noch mal sag,

da geht es drum, mit dem Aschenkreuz auf der Stirn daran zu denken,

dass wir angesichts der Größe Gottes nur Staub sind, und dass nicht wir diese Welt im letzten lenken.

Da soll man nicht teuer und köstlich Fisch essen gehen,

sondern mal verzichten, mal von den Dingen dieser Welt absehen.

Karneval heißt deshalb Fasteleer oder Fasteloovend,

denn es ist – wie der Name schon sagt – der Abend,

bevor das Fasten beginnt,

bevor es losgeht, dass sich jeder besinnt.

 

An so einem Abend wird gefeiert überall,

die ganze katholische Welt begeht Karneval.

Ob in Köln, Mainz, Rio oder Aachen

ja selbst in Düsseldorf tun alle Menschen lachen.

In der Kälte und Dunkelheit der Welt, in der alltäglichen Todesbedrohung der Zeiten

lachen die Menschen über alles, als könnte ihnen nichts mehr Sorgen bereiten.

Zusammen mit uns Christen

lachen die Karnevalisten

über all die vielen Dinge, die uns täglich gefangen nehmen,

die uns hindern frei und heiter zu leben.

Der gläubige Christ weiß gut Bescheid,

der liebe Gott ist immer da für mich, immer bereit,

mich zu behüten und zu tragen,

auch wenn ich noch so sehr müsst klagen.

Nur die innere Freiheit von allen Sachen

befähigt uns, sie zu belachen.

Nur wer die Tatsache, dass wir in Gottes guter Hand sind erkennt und im Hinterkopf behält,

der kann lachen über so viele menschliche Schwächen und die zum Sterben verurteilte Welt.

Nur wer im Glauben weiß, wieviel Gutes Gott für uns im kommenden Leben tut,

der hat inneren Abstand von den Dingen dieser Welt und erhält neuen Mut.

Das Lachen ist Ausdruck der Gelassenheit,

das wissen auch unendlich viele Heilige aus aller Zeit,

Zeichen der Befreiung, der Leichtigkeit im Sein,

dadurch wir werden innerlich von Ängsten rein.

Es gibt natürlich auch Menschen auf der Welt,

die vertragen es nicht, wenn man über sie Witze erzählt,

achtet mal drauf und schaut mal hin,

das ist wahr und macht wirklich Sinn,

Ideologen, Fundamentalisten und Besserwisser, so habt ihr vielleicht schon gehört,

lachen niemals, sind immer ernst und oft verbohrt.

In einer Gruppe gehörst du dazu, wenn Menschen Witze über dich machen,

denn sie wissen, auch du wirst darüber lachen.

Wer immer beleidigt und eingeschnappt ist,

für den gilt, dass er vielleicht vergisst,

dass er nicht der Größte von allen ist.

Einen reifen Menschen kann man zumeist daran ausmachen,

dass er über sich selbst kann lachen.

Wenn mer uns Pänz sinn, sin mer vun de Söck,

mal kindlich glauben und hoffen – das bedeutet Glück.

Ist in der Welt auch so manches verrückt,

hab Vertrauen, es werden andere Zeiten kommen,

da wir von Gottes Liebe und Trost werden in den Arm genommen.

Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht,

Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

Amen.


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