Kirchliche Mitarbeiter sollen in der Schweiz bereits vor Dienstantritt mit einem Psychotest überprüft werden. Wie das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) am Mittwoch berichtete, hat die Kirche dazu in Zusammenarbeit mit dem forensischen Psychologen Jérôme Endrass ein neues Rekrutierungssystem entwickelt.
Endrass erklärte: "Wir schauen auf der einen Seite, ob jemand die nötigen Qualifikationen mitbringt, persönlich, aber auch intellektuell. Und auf der anderen Seite schauen wir, ob jemand gewisse Risikofaktoren hat, also Ballast, der gegen eine Anstellung sprechen würde."
Überprüfung auf "Risikomerkmale"
Wer dem Anforderungsprofil für eine kirchliche Stelle entspreche, werde zunächst auf gewisse Risikomerkmale hin überprüft. Laut Endrass wird dabei mit Vorgehensmethoden aus der forensischen Praxis untersucht, ob es sich um einen Kandidaten handelt, der seine Funktion missbrauchen würde.
Herrische, dominante und leicht kränkbare Menschen, die dazu neigen, ihre Macht zu missbrauchen, seien ein häufig diskutiertes Problem, so der forensische Psychologe. Auch Auffälligkeiten in der sexuellen Entwicklung und in der Art und Weise, Beziehungen herzustellen, werden analysiert. Der Eignungstest dauere rund einen Tag lang.
Endrass warnt: "Man muss mit Sicherheit davon ausgehen, dass auch da weiterhin Fehler passieren." Es handele sich nicht um ein perfektes System, aber es sei viel besser als das bisherige. Das Bistum Chur will laut SRF Mitte Januar über das neue Rekrutierungssystem informieren.