Prior der Taizé-Gemeinschaft ruft zur Einheit auf

"Die jungen Leute wollen Europa"

Auf dem diesjährigen Taizé-Jugendtreffen in Riga sollen politische Zeichen gesetzt werden - für eine Einheit Europas und der Kirchen, sagt Prior Frère Alois im domradio.de-Interview.

Eröffnungs-Abendgebet in Riga mit Frère Alois, Prior von Taizé / © Christoph Koitka (KNA)
Eröffnungs-Abendgebet in Riga mit Frère Alois, Prior von Taizé / © Christoph Koitka ( KNA )

domradio.de: 15.000 junge Leute haben sich auf den Weg zum Taizé-Treffen nach Riga in Lettland gemacht. Wie kann ich mir das vorstellen?

Frère Alois (Prior der Gemeinschaft von Taizé): Die Atmosphäre ist wirklich geprägt von großer Freude und von einer Tiefe. Die Menschen hier konnten sich vor ein paar Jahren noch gar nicht vorstellen, dass ein europäisches Jugendtreffen bei ihnen stattfindet. Lettland ist am Rande Europas und die Menschen in den baltischen Ländern haben immer noch den Eindruck, dass ihre Stimme gar nicht so richtig zählt. Dass wir jetzt hierher kommen und diesem Land Aufmerksamkeit schenken, das trifft die Menschen hier sehr tief. 

domradio.de: Das Baltikum ist evangelisch geprägt. Es gibt auch viele Orthodoxe, die dort leben. Jetzt kommen Sie als ökumenische Gemeinschaft mit den Jugendlichen dorthin. Welche Rolle spielt da diese Vielfalt im Glauben?

Frère Alois: Die Lutheraner, die die Mehrzahl hier bilden, hatten eine starke Ökumene mit den Katholiken, den Orthodoxen und darüber hinaus mit Pfingstkirchen und evangelikalen Kirchen. Alle beteiligen sich an dem Treffen. Das ist ein starkes Zeichen der Ökumene, was jetzt für den Beginn des Jahres 2017 eine wichtige Rolle spielt. 

domradio.de: Es ist ja jetzt nicht nur so, dass sich die Jugendlichen sich um sich selber drehen. Ich zitiere mal Ihre Worte vom Eröffnungsgottesdienst. "Angesichts der instabilen Lage in der heutigen Welt ist es wichtig, sich wie Geschwister zu begegnen." Welche Rolle spielen da die jungen Leute? 

Frère Alois: Die jungen Leute wollen Europa und die Einheit der Kirche. Das ist so offensichtlich bei einem solchen Treffen. Es ist wichtig, dass diese Stimme auch von den Verantwortlichen in der Politik und den Kirchen gehört wird. Deshalb habe ich auch bei diesem Treffen einen Aufruf an die Kirchenverantwortlichen veröffentlicht und einen Aufruf für die Einheit Europas. Das ist besonders in der jetzigen Situation wichtig, dass wir gegenüber den Migranten und Flüchtlingen eine gemeinsame Politik finden in Europa. Diese Dinge spielen eine große Rolle bei dem Treffen. 

domradio.de: Dabei spielt sicherlich auch eine Rolle, dass Sie ins Baltikum gehen - der Rand Europas, nahe an Russland, wo wir ja auch eine etwas angespannte politische Lage haben. 

Frère Alois: Ja, und es ist sehr schön, dass Jugendliche aus Russland gekommen sind. Übrigens sind auch viele aus der Ukraine gekommen. Ich finde es sehr wichtig, dass es dann auch zu einer Begegnung kommt. Diplomatie zwischen den Ländern kann nur fruchtbar werden, wenn es auch persönliche Kontakte in der Bevölkerung gibt. Sonst ist das zu abgehoben und wird nicht effizient. 

domradio.de: Der größte Höhepunkt ist immer der Gottesdienst in der Silvesternacht, mit dem das neue Jahr gestartet und der gemeinsam mit den 15.000 Jugendlichen in Riga gefeiert wird. Wie wird das ablaufen? 

Frère Alois: Wir sind in zwei großen Messehallen zu dem Abendgebet. Wir singen in den verschiedenen Sprachen, und dieses Jahr natürlich auch auf lettisch! Nach diesem Friedensgebet ist dann eine Silvesterfeier in den verschiedenen Kirchengemeinden geplant. Denn die Jugendlichen wollen natürlich auch feiern. 

Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch. 


Eröffnungs-Abendgebet in Riga mit Frere Alois, Prior von Taize / © Christoph Koitka (KNA)
Eröffnungs-Abendgebet in Riga mit Frere Alois, Prior von Taize / © Christoph Koitka ( KNA )

Eröffnungs-Abendgebet in Riga mit Frère Alois, Prior von Taizé / © Christoph Koitka (KNA)
Eröffnungs-Abendgebet in Riga mit Frère Alois, Prior von Taizé / © Christoph Koitka ( KNA )
Quelle:
DR