Papst Franziskus habe seit seinem Amtsantritt 2013 alles getan, um den Wunsch nach Kircheneinheit wiederzubeleben, schreibt Frere Alois in einem Beitrag für die Zeitung "Tribune de Geneve" zum Papstbesuch beim Weltkirchenrat an diesem Donnerstag.
Leidenschaft für die Einheit?
Der Papst stelle Fragen, die für alle von Bedeutung seien, so der Taize-Prior, etwa: Wie können die Unterschiede zur gegenseitigen Bereicherung beitragen? Wie kann gesichert werden, dass der Respekt der gesunden Verschiedenheit nicht die "Dynamik der Einheit" beeinflusst? Können die Christen angesichts der Tendenzen zur Renationalisierung und zur Behauptung der Identität zeigen, dass alle einander brauchen?
Frere Alois erinnerte daran, dass die Gründer des Weltkirchenrates (ÖRK) und der Gemeinschaft von Taize von "derselben Leidenschaft für die Einheit" erfüllt gewesen seien. Sie hätten eine neue Etappe des Weges für die getrennten Kirchen zum Frieden nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs im Blick gehabt.
Versöhung von essenzieller Bedeutung
Frere Alois weiter: "Die Christen verlieren ihre Glaubwürdigkeit, wenn sie über den 'Gott der Liebe' reden und getrennt bleiben." Einst hätten sich die Christen "im Namen der Wahrheit des Evangeliums getrennt". Heute sei es "im Namen des Evangeliums von essenzieller Bedeutung, dass sie sich versöhnen".
Der aus Deutschland stammende Katholik Frere Alois (64) ist seit 2005 Prior der ökumenischen Bruderschaft von Taize in Burgund. Der Gemeinschaft, die nach dem Zweiten Weltkrieg von Frere Roger Schutz (1915-2005) gegründet wurde, gehören rund 100 Brüder aus mehr als 25 Ländern an.
Sie steht für eine Aussöhnung zwischen den Konfessionen, europäische Verständigung und einen einfachen Lebenswandel. Der kleine Ort Taize ist seit Jahrzehnten ein Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt.