Mit Blick auf Debatten über kirchliche Strukturveränderungen betonte Kohlgraf, er nehme Kritik zwar ernst: "Aber immer wieder, das gestehe ich, möchte ich auch zornig werden", schreibt Kohlgraf in der Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" (Ausgabe vom 4. Juli). Denn bei solchen Debatten hänge auf einmal "das Heil der Welt" an einer Immobilie, einer bestimmten Person oder an gewohnten Strukturen.
Schwieriger Blick auf die Vergangenheit
Bei Rückblicken frage er sich: "War es wirklich immer so schön? Wollen wir tatsächlich die Kirche des 19. Jahrhunderts und der 1950er Jahre mumifizieren?", so Kohlgraf. Manche Zuschriften oder Kommentare ließen ihn das befürchten. "Habt ihr eigentlich verstanden, wie die Situation unserer Kirche und unserer Welt ist?", fragte der Bischof.
Die Probleme der Welt seien massiv - von der Klimaerwärmung über Kriege und Aufrüstung, Menschenrechtsverletzungen und politischem Extremismus bis hin zu Armut, Hunger, Flucht und der Pandemie.
Kirchliche und weltliche Themen
Bei aller "Wertschätzung für die katholischen Medien" frage er sich manchmal, ob auch dort die "Themen der Welt" die ihnen gebührende Rolle spielten. Oder bestehe "nicht sogar in unseren Medien, besonders im Netz, die Tendenz, die binnenkirchlichen Themen zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen und sich auf die Amtsträger zu fixieren?", fragte Kohlgraf. Darin träfen dann "Progressive" und "Konservative" aufeinander. Er wolle nicht die Probleme der Kirche kleinreden. "Aber wir sollten die Augen und alle Sinne aufmachen für unseren Auftrag und unsere Botschaft."