Das Projekt wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, dem Goethe Institut und der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) gemeinsam organisiert. Die fortgebildeten Imame arbeiten in ganz Niedersachsen verteilt und kamen für den Kurs viermal in der Woche in die Moschee nach Hannover. "Eine ganz schöne Mehrbelastung für die Imame", betonte Stephan Hoffmann vom Goethe Institut in Göttingen. Denn anders als in der Türkei sei die Rolle des Imams in Deutschland vielfältiger und ein 24-Stundenjob. Hassan Karaca von der DITIB erklärt: "Ein Imam muss in Deutschland eine "Allround-Person" sein, er ist nicht nur Vorbeter in der Moschee sondern auch Ansprechpartner für die Gemeinde bei jeglichen Problemen. Deshalb ist es auch immer wichtiger, dass die Imame Deutsch können."
Um neben den Deutschstunden auch ein Verständnis für den Aufbau und die Funktionsweise der Deutschen Gesellschaft zu bekommen, gehörten zwölf Seminartage zu interkulturellen und landeskundlichen Themen zum Programm. Dazu zählten Grundlagen von Staat und Gesellschaft, die religiöse Vielfalt in Deutschland, Migration, Ausbildung und Vereinsarbeit. Der Kurs besuchte unter anderem den Reichstag in Berlin und erstellte als Übung eine kleine Zeitung über die Reise.
Fortbildung von 135 Imamen
Nachdem das Projekt im vergangenen Jahr in zwei Städten begann, schließen in diesem Jahr Imame in Hannover, Frankfurt und Köln den Integrationskurs ab. Im kommenden Jahr wird das Projekt noch auf eine weitere Stadt ausgeweitet werden. Ende 2012 soll dann die Fortbildung von 135 Imamen abgeschlossen sein.
Doch in der Masse bleibt das ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn in Deutschland gibt es laut Angaben rund 2.000 Vorbeter, die in verschiedenen Verbänden organisiert sind. Die meisten von ihnen kommen direkt aus der Türkei oder aus arabischsprachigen Ländern in die muslimischen Gemeinden nach Deutschland, da hierzulande derzeit noch keine Imame ausgebildet werden können. Viele von ihnen sprechen gar nicht oder nur wenig Deutsch und kommen in eine fremde Kultur.
Imame sind Beamte des Türkischen Staates
Ein Problem, das auch in der Struktur der DITIB-Gemeinden in Deutschland begründet ist: Denn der Verband ist ein Ableger der türkischen Religionsbehörde und dieser unterstellt; damit sind die Imame Beamten des Türkischen Staates. "Die Kombination aus dem türkischen Beamtengesetz und dem deutschen Aufenthaltsrecht lässt nur Aufenthalte von vier, maximal fünf Jahren in Deutschland zu," erklärt Hasan Karaca, der das Integrationsprojekt seitens der DITIB koordiniert. Anschließend kehren die Imame in der Regel wieder in ihre Herkunftsländer zurück.
Doch Nihat Koc, Imam der türkisch-islamischen Gemeinde im niedersächsischen Nienburg, versteht die Abschlussveranstaltung des Integrationskurses auch als Anfang. "Ich werde weiter Deutsch lernen!", sagte der Imam, als ihm Stephan Hoffmann, Leiter des Goethe Institut Göttingen, das Sprachzertifikat überreichte.
Projekt "Imame für Integration" verabschiedet zweiten Jahrgang
Neue "Allrounder" für die Moscheegemeinden
Nach zehn Monaten und 500 Deutschstunden erhielten am Montag 14 Imame und eine Religionsbeauftragte in Göttingen ihre Sprachzertifikat. Die Absolventen sind der zweite Fortbildungsjahrgang des Projekts "Imame für Integration", einer sprachlichen und landeskundlichen Fortbildung.
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