Prominente Christen ziehen in den neuen Bundestag ein

Der Glaube der Abgeordneten

Am 25. März kommt der Bundestag zu einer konstituierenden Sitzung zusammen. Dabei sein werden wieder viele prominente Christen, ihre endgültige Zahl ist noch unklar. Einige bekannte Abgeordnete sitzen nicht mehr im neuen Bundestag.

Autor/in:
Birgit Wilke (KNA) und Steffen Zimmermann
Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, im Deutschen Bundestag / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, im Deutschen Bundestag / © Bernd von Jutrczenka ( (Link ist extern)dpa )

Zunächst mal die, die fehlen: Einige bekannte Abgeordnete, die teilweise seit Jahrzehnten Debatten prägten und einer der beiden großen Kirchen angehören, sitzen nicht mehr im neuen Bundestag. Bei der Union sind es etwa Monika Grütters und Hermann Gröhe sowie der ehemalige Religionsfreiheitsbeauftragte Markus Grübel. Die FDP und damit auch die Ex-Minister Marco Buschmann und Bettina Stark-Watzinger - beide katholisch - sind ebenfalls nicht mehr im Parlament präsent.

Fahnen vor dem Konrad-Adenauer-Haus, der CDU-Parteizentrale: Wie viel "C" steckt in der CDU, wenn es um Asyl- und Klimafragen geht? 
 / © Kay Nietfeld (dpa)
Fahnen vor dem Konrad-Adenauer-Haus, der CDU-Parteizentrale: Wie viel "C" steckt in der CDU, wenn es um Asyl- und Klimafragen geht? / © Kay Nietfeld ( (Link ist extern)dpa )

Aber es gibt auch weiterhin viele bekannte Katholiken und Protestanten unter den 630 Abgeordneten: Zu den prominenten katholischen Köpfen der neuen CDU/CSU-Fraktion gehören Friedrich Merz, Generalsekretär Carsten Linnemann und Jens Spahn. Dazu kommen neben anderen das ehemalige Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Armin Laschet, die Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil, und die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB), Anja Karliczek, die beide weiterhin auch im ZdK vertreten sind. Auch der bisherige religionspolitische Sprecher der Union, Protestant Thomas Rachel, ist weiter dabei.

AfD und "Marsch für das Leben"

Nach der Union ist die in Teilen gesichert rechtsextreme AfD zweitstärkste Fraktion im Bundestag. Zu den bekanntesten AfD-Parlamentariern, die einer Kirche angehören, zählt Beatrix von Storch, die regelmäßig am jährlichen "Marsch für das Leben" von Abtreibungsgegnern in Berlin teilnimmt und für ein traditionelles Familienbild wirbt. Außerdem forderte die Protestantin in der Vergangenheit ein Ende der Kirchensteuer.

Neu in den Bundestag eingezogen ist der Katholik Maximilian Krah, der den ultrakonservativen Traditionalisten nahesteht. In der Vergangenheit war er unter anderem als Rechtsanwalt für die traditionalistische Piusbruderschaft aktiv und kümmerte sich in deren Auftrag jahrelang um millionenschwere Vermögenstransaktionen. Krah bezeichnete in einem Interview die Kirche in Deutschland als "Idiotenveranstaltung" und Papst Franziskus als "katastrophal".

Vor allem Protestanten bei der SPD

Zu den prominenten Protestanten bei der SPD - nur noch drittstärkste Fraktion - gehören etwa der noch amtierende Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und die Parlamentarische Staatssekretärin in seinem Haus, Kerstin Griese. Heil sitzt im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Griese ist Mitglied in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und hat in ihrer Fraktion lange Jahre als Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften gearbeitet.

Luftballon mit SPD-Logo / © Bernd Weißbrod (dpa)

Neu im Parlament ist die amtierende Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die katholisch ist. Den Wiedereinzug in den Bundestag schafften der bisherige religionspolitische Sprecher der SPD, Lars Castellucci, und der bisherige Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe. Sie gehören beide der evangelischen Kirche an. Auch die Katholikin und derzeit amtierende Integrationsbeauftragte Reem Alabali-Radovan sitzt wieder im Bundestag.

Kaum andere Religionsvertreter

Die wohl prominenteste christliche Stimme bei den Grünen bleibt Katrin Göring-Eckardt. KGE, wie sie intern genannt wird, war von 2009 bis 2013 Präses der EKD-Synode, deren Mitglied sie weiterhin ist.

Außerdem war sie 2011 Präsidentin des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Dresden. Ein weiterer Grünen-Abgeordneter mit kirchlichen Bezügen ist Konstantin von Notz, der in den vergangenen Jahren auch religionspolitischer Sprecher war. Auch der Katholik Max Lucks konnte sein Mandat verteidigen. Er bezeichnete sich in seiner ersten Rede, bei der es um Religionsfreiheit ging, als schwuler Katholik. Von der AfD erntete er für seinen Auftritt viel Häme. Die Katholikin Agnieszka Brugger, die in ihrer Fraktion vor allem für Friedens- und Sicherheitspolitik zuständig ist, sitzt ebenfalls erneut im Bundestag.

Bodo Ramelow / © Martin Schutt (dpa)

Der mit Abstand prominenteste Christ in den Reihen der Linken ist Bodo Ramelow. Der ehemalige Ministerpräsident von Thüringen hat sich in der Vergangenheit immer wieder öffentlich zu seinem evangelischen Glauben bekannt, unter anderem im vergangenen Jahr beim Katholikentag in Erfurt. Traditionell laden die Kirchen sie, aber auch alle anderen Abgeordneten am Tag der konstituierenden Sitzung zuvor zu einem Gottesdienst ein, der dieses Mal in die Sankt Hedwigskathedrale in Berlin-Mitte stattfindet.

Ob die Gesamtzahl der Christen im Vergleich zum derzeit noch bestehenden Bundestags zu- oder abgenommen hat, wird erst in ein paar Wochen feststehen. Erst dann wird der freiwillige Eintrag der Abgeordneten zur Religionszugehörigkeit auf der Homepage des Bundestags vermerkt sein. Feststeht dagegen schon jetzt, dass es nur wenige Vertreter anderer Religionen gibt. Als Muslime gehören etwa die SPD-Abgeordneten Aydan Özoguz sowie die Grünen-Abgeordnete Lamya Kaddor dazu.