Protest gegen Schließung weiterer Schulen im Erzbistum Hamburg

Auch Schulen in Mecklenburg und Schleswig-Holstein in Gefahr?

Aufgrund der Finanzkrise des Erzbistums Hamburg sorgen sich auch Eltern in Mecklenburg und Schleswig-Holstein um die Zukunft der katholischen Schulen dort. Indes hat sich eine Initiative gegründet, die die Schulen in Hamburg übernehmen will.

Grundschulkinder / © Arne Dedert (dpa)
Grundschulkinder / © Arne Dedert ( dpa )

 Mit einer Unterschriftenaktion appellieren Eltern in Mecklenburg und Schleswig-Holstein an den Hamburger Erzbischof Stefan Heße, sich für den Erhalt der vier katholischen Schulen in Trägerschaft der Bernostiftung einzusetzen. Das teilte der Schulverein der Niels-Stensen-Schule in Schwerin am Freitag mit.

Im Januar hatte das Erzbistum Hamburg angekündigt, acht katholische Schulen in der Hansestadt aus finanziellen Gründen zu schließen. Die Bernostiftung ist Träger der vier katholischen Schulen im schleswig-holsteinischen Lübeck sowie in Ludwigslust, Rostock und Schwerin im Landesteil Mecklenburg. Die formal selbstständige Stiftung wird vom Erzbistum beaufsichtigt und bislang finanziell bezuschusst.

Zahlung an die Bernostiftung zurückgezogen

Eltern und Lehrer hätten "mit großer Sorge und auch mit Empörung" auf die Mitteilung reagiert, dass die für Januar fällige Zahlung von 500.000 Euro an die Bernostiftung vom Erzbistum Hamburg storniert worden sei, so der Niels-Stensen-Schulverein. Damit sei zu befürchten, "dass die im Land als Schulträger hoch anerkannte Bernostiftung ins finanzielle Aus gebracht werden soll".

Zwar sei den Betroffenen die schwierige Finanzlage des Erzbistums Hamburg aus den Medien bekannt, hieß es weiter. "Um so unverständlicher" sei es daher, dass von der Stadt Ludwigslust angebotene EU-Fördermittel in Höhe von 4,3 Millionen für einen Neubau der Edith-Stein-Schule vom Erzbistum ausgeschlagen worden seien.

Unterschriften sollen im März übergeben werden

"Abwegig" erscheine die Forderung des Erzbistums Hamburg an die Bernostiftung, die Schulstandorte Ludwigslust und Lübeck "sofort aufzugeben" und die Schulen in Rostock und Schwerin direkt der Erzdiözese zu unterstellen.

Der Vorstand des Schulvereins und Vertreter des Kirchenvorstands der Schweriner Stiftergemeinde Sankt Anna initiierten nach eigenen Angaben die Unterschriftenaktion, um eine breite Öffentlichkeit herzustellen. Die Listen sollen im März an Erzbischof Heße übergeben werden.

Initiativkreis will Schulen in Hamburg übernehmen

In Hamburg hat sich unterdessen ein Initiativkreis zum Erhalt der katholischen Schulen des Erzbistums Hamburg gegründet. Die private Initiative rund um den Hamburger Rechtsanwalt Christian Bernzen schlägt eine Genossenschaft zur Übernahme aller 21 katholischen Schulen in der Stadt vor. Ziel sei eine stabile und dauerhafte Lösung, sagte Bernzen am Freitag vor der Presse in Hamburg. "Jede katholische Schule in Hamburg ist erhaltenswürdig und erhaltenswert, wenn die Rahmenbedingungen stimmen."

Die Genossenschaft soll laut Bernzen 10.000 Hamburger Bürger umfassen, die je einen 1.000-Euro-Anteil erwerben. Kinder und Jugendliche zahlten zunächst 200 Euro ein; im Alter von 25 Jahren könnten sie die restlichen 800 Euro beisteuern oder aus der Genossenschaft austreten. Solch eine Genossenschaft ergebe eine gute Basis, um dem Erzbistum Hamburg anzubieten, "dass wir alle zusammen den Betrieb und auch die Immobilien aller 21 Schulen übernehmen", hieß es.

Erzbistum begrüßt Einsatz für Schulen

"Wir finden das ist eine große Chance: Wir wollen Eigenverantwortung organisieren und nicht Protest", sagte Bernzen, der auch als Hochschullehrer an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin tätig ist. "Seriöserweise sagen wir, wir wissen noch nicht, wie alles ausgeht."

Das Erzbistum begrüßte in einem eigenen Statement zunächst ausdrücklich den Einsatz für die Schulen. Alle Vorschläge zum Erhalt würden geprüft. Es sagte Gespräche mit der Initiative "über das noch unbekannte Konzept" zu. Es stehe für das Erzbistum jedoch fest, dass aufgrund seiner Überschuldung fünf Schulen nicht weiterentwickelt werden könnten. Für die drei weiteren Schulen - die Katholische Schule Harburg, die Katholische Sophienschule in Barmbek und die Katholische Schule Neugraben - werde "intensiv nach Lösungen gesucht".


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema