Die evangelische Kirche hat vor Rechtspopulismus in Deutschland und Europa gewarnt. "Wir beziehen klar Position gegen populistische Angstmache und rechte Hetze", heißt es in einer Erklärung zur Lage in Europa, die die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch in Magdeburg beschlossen hat. Der Abschluss der viertägigen Beratungen des Kirchenparlaments stand unter dem Eindruck des Sieges von Donald Trump bei der Präsidentenwahl in den USA.
Bedford-Strohm reagierte fassungslos
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm reagierte fassungslos auf den Wahlausgang. "Denn die Aussagen von Donald Trump im Wahlkampf waren so spalterisch und so abwertend gegenüber anderen Menschengruppen, dass man Sorge haben muss, wenn Donald Trump jetzt diese politische Macht hat", sagte er am Rande der Synodentagung. Er hoffe, dass die von Trump im Wahlkampf angeschlagenen Töne nicht dieselben seien wie künftig als Präsident.
Bedford-Strohm ist mit einer US-Amerikanerin verheiratet und hat in den Vereinigten Staaten studiert. Auch seine drei Söhne haben einen amerikanischen Pass.
Christen durch Wahlsieg herausgefordert
Zu Beginn des letzten Synodentages hatte Präses Irmgard Schwaetzer gesagt, Christen seien durch den Wahlsieg Trumps herausgefordert. Denn sie trügen Werte wie Barmherzigkeit und Mitgefühl in die Gesellschaft, sagte die ehemalige FDP-Bundesministerin, die dem Kirchenparlament vorsteht. Die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber sagte dem Internetportal "evangelisch.de", wenn nur die Hälfte der Wahlversprechen von Trump umgesetzt würden, würde das zu einer massiven Verschlechterung der demokratischen Bedingungen in den USA führen.
Auch die 120 Mitglieder des Kirchenparlamente reagierten in ihrer Erklärung zum Schwerpunkthema "Europa in Solidarität - Evangelische Impulse" auf die US-Wahl. Man wolle mit verängstigten Menschen sprechen und den Rechten und Populisten nicht die Köpfe und Herzen derer überlassen, die aus Verunsicherung nach einfachen Antworten suchen, heiß es in dem Papier. Das Ergebnis der US-amerikanischen Präsidentenwahl mache deutlich, "dass diese Herausforderungen auch außerhalb Europas sehr große Bedeutung haben", fügten sie in die sogenannte Kundgebung ein.
Gemeinsames europäisches Asylsystem
Die Synode fordert konkret ein gemeinsames europäisches Asylsystem. Dazu gehörten "sichere und legale Wege für Schutzsuchende". Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe bildeten die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben in Europa, und es sei nötig, "die Flüchtlingsfrage auch als Gerechtigkeitsfrage zu sehen", heißt es in der Kundgebung weiter. Der Schutz von Flüchtlingen und Fremden sei "unaufgebbarer Teil christlicher Existenz". Europa könne "seine Verantwortung für die Schutzsuchenden nicht dauerhaft an Drittländer delegieren, ohne selbst unglaubwürdig zu werden".