Der Verband der Ordensoberen (AMRS) rief am Montag zum "Flagge zeigen" gegen Armut, Gier, Korruption, den sogenannten Anti-Drogenkrieg, Umweltzerstörung und die Unterdrückung der Meinungsfreiheit durch das neue Antiterrorgesetz auf.
Wenige Stunden vor Dutertes Rede am Montagnachmittag rief der Apostolische Administrator der Erzdiözese Manila, Bischof Broderick Pabillo, während einer Messe in der Kathedrale zum Protest gegen Ungerechtigkeit auf. "Also lasst uns keine Angst haben zu sprechen und zu handeln. Wir müssen die Wahrheit sagen. Die Gerechtigkeit muss durchgesetzt werden", zitierte das Nachrichtenportal der Bischofskonferenz Pabillo.
Versäumnisse der Regierung angemahnt
Bereits am Sonntag hatte die Bischofskonferenz in ihrem zweiten Hirtenbrief innerhalb einer Woche Präsident Duterte die Vernachlässigung der Arbeiter und Armen in der Corona-Krise vorgeworfen. "Die 'Church People-Workers Solidarity'-Gruppe prangert in Einigkeit mit anderen Teilen der Gesellschaft das Versäumnis der gegenwärtigen Regierung an, den miserablen Zustand des philippinischen Volkes inmitten der Covid-19-Pandemie anzugehen", sagte Bischof Gerardo Alminaza als Vorsitzender der Gruppe in dem Hirtenbrief. Die "unterdrückerischen, unverantwortlichen und irrelevanten" Aktionen der Regierung hätte die schwere Krise noch verschlimmert. In dem am Sonntag vor einer Woche veröffentlichten Hirtenbrief hatten die Bischöfe das umstrittene Antiterrorgesetz und "andere soziale Übeln" kritisiert.
Armut, Arbeitslosigkeit und Menschrechtsverletzungen
Medienberichten zufolge sind 7,3 Millionen Philippiner arbeitslos, 5,2 Millionen Familien leiden Hunger. In jüngsten Umfragen gaben 83 Prozent der Bevölkerung an, ihre Lebensbedingungen hätten sich durch Corona verschlechtert. 90.000 Menschen wurden laut Medien bislang wegen Verstößen gegen die Corona-Regeln festgenommen.
Weiterer Anlass für die Proteste der Kirche sind die massiven Menschenrechtsverletzungen der Regierung Duterte wie Morde an Journalisten, Anwälten und Priestern, die Unterdrückung der Pressefreiheit, die Hetzjagd gegen kirchliche und weltliche Menschenrechtsaktivisten sowie rund 30.000 Morde durch die Polizei und Todesschwadronen an angeblichen Drogenkriminellen im sogenannten Anti-Drogenkrieg.