Proteste im Libanon

 (DR)

Die Proteste entzündeten sich an Plänen der Regierung, trotz der sich verschärfenden Wirtschaftskrise neue Steuern einzuführen, darunter eine tägliche Gebühr für die Nutzung von Textnachricht-Applikationen wie etwa WhatsApp. Die Demonstranten gehen seit dem 17. Oktober 2019 auf die Straße und werfen den Politikern unter anderem Korruption und jahrzehntelange Misswirtschaft vor.

Die christliche Partei "Libanesische Kräfte" hatte am 19. Oktober 2019 ihren Rücktritt aus der Regierungskoalition angekündigt. Auch am 21. Oktober 2019 gingen landesweit laut Medienberichten zehntausende Menschen auf die Straße. Sie blockierten die wichtigsten Straßen und forderten den Rücktritt der Regierung. Es handelt sich demnach um die größten religionsübergreifenden Demonstrationen in der jüngeren Geschichte des Landes.

Infolge der Proteste haben seit dem 21. Oktober 2019 Schulen, Universitäten - darunter auch katholische Einrichtungen - und Banken geschlossen.

Kardinal Bechara Rai erklärt sich solidarisch mit Demonstranten

Maronitenpatriarch Kardinal Bechara Rai brach unterdessen eine Afrikareise ab und kehrte am gestrigen Sonntag vorzeitig in den Libanon zurück. Am vergangenen Samstag hatte er sich solidarisch mit den Forderungen der Demonstranten gezeigt. "Wir sind an der Seite unserer Brüder im Libanon und des libanesischen Volkes, das seinen Schmerz, Hunger, Bitterkeit und den Verlust vollen Vertrauens in Politiker ausdrückt, die sie in diese bittere Realität gebracht haben", sagte er laut Bericht der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur "NNA" vom nigerianischen Lagos aus. Gewaltsame Proteste dürfe es aber nicht geben.

(Quelle: kna, 21.10.2019)