Es seien noch nicht alle Dokumente übersetzt, berichteten französische Medien am Donnerstag in Paris. Die Hauptverhandlung und die Urteilsverkündung waren für Anfang April geplant. Die Opfer werfen Barbarin vor, im Jahr 2007 entsprechende Vorwürfe gegen den Priester, Bernard Preynat, nicht weiterverfolgt zu haben.
Insgesamt soll dieser gegen mindestens 70 Kinder übergriffig geworden sein. An einer Anhörung im September hatte auch der spanische Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria Ferrer, teilgenommen sowie weitere Vertreter der Erzdiözese Lyon.
Vorwürfe auch gegen Ladaria
Die französische Zeitung "Le Figaro" berichtete im September, Ladaria habe in seinem früheren Amt, ebenfalls in der Glaubenskongregation, Barbarin schriftlich geraten, "die notwendigen disziplinarischen Schritte zu unternehmen und gleichzeitig einen öffentlichen Skandal zu vermeiden". Nun stehe auch gegen ihn der Vorwurf der "Komplizenschaft" im Raum, so die Zeitung, da er den Kardinal nicht ausdrücklich aufgefordert habe, die Zivilbehörden einzuschalten.
Barbarin räumte Fehler ein
Mitte August hatte Barbarin im Interview der Zeitung "Le Monde" Fehler im Umgang mit Anzeigen sexuellen Missbrauchs eingeräumt. Sein Vorgehen 2007 sei der Schwere der Vorfälle "nicht angemessen" gewesen, so der französische Primas. Heute dürfte der betreffende Priester nicht mehr weiteramtieren, so Barbarin. Sein eigenes damaliges Verhalten bezeichnete der Kardinal als Fehler, besonders gegenüber den Opfern. Zugleich betonte er, "absolut nichts vertuscht" zu haben. Dieses Wort sei in dem Kontext "unzulässig".
Es ist nicht der einzige Fall, der dem Erzbischof von Lyon zur Last gelegt wird. Bereits 2016 war gegen Barbarin wegen Nichtanzeige sexueller Übergriffe ermittelt worden. Damals stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren nach einigen Monaten ein; es habe keine Hinweise auf eine Straftat seinerseits gegeben.