"Pulse of Europe" trifft Kanzlerin Angela Merkel

"Wir brauchen eine sehr positive klare Haltung aus der Politik"

Neuen Schwung für Europa will die Bürgerbewegung "Pulse of Europe" mobilisieren. Auch die Politik müsse mehr Begeisterung und Emotion zeigen, fordern die Macher. Und treffen am Sonntag Angela Merkel im Kanzleramt.

Autor/in:
Christoph Arens
Initiative "Pulse of Europe" / © Andreas Arnold (dpa)
Initiative "Pulse of Europe" / © Andreas Arnold ( dpa )

Der Puls soll weiter schlagen – auch wenn die pro-europäische Bürgerbewegung "Pulse of Europe" derzeit ein wenig im Schatten steht. Hunderttausende Europäer und zehntausende Bundesbürger haben im Frühjahr und Sommer 2017 vor den Wahlen in den Niederlanden und Frankreich auf Marktplätzen für Europa demonstriert.

"Danach ist es in der Tat so gewesen, dass viele die Lage deutlich entspannter eingeschätzt haben", räumt Mitbegründer Daniel Röder am Freitag im Deutschlandfunk ein. "Meines Erachtens zu Unrecht."

Bürgerbewegung im Kanzleramt

Doch jetzt will "Pulse of Europe" einen neuen Anlauf nehmen: Am Sonntagabend trifft Angela Merkel die Macher der überparteilichen Bürgerbewegung im Kanzleramt. Die Zeit drängt: Vermutlich Anfang Juni 2019 wählen die Bürger der Europäischen Union zum neunten Mal das Europäische Parlament.

Röder will Merkel insbesondere ermuntern, mehr positive Energie und Emotion für Europa zu mobilisieren. "Sie ist ja in dem Thema Europa ziemlich drin", betont er. "Wir brauchen aber eine sehr, sehr positive klare Haltung aus der Politik zu Europa, und das muss auch wirklich transportiert werden." Der Aufbruch Europas, der im Koalitionsvertrag steht, sei nicht wirklich zu spüren.

"Inbrunst und volle Überzeugung"

Die Gegengewichte schätzt Röder, der mit seiner Frau Sabine die Idee für die Bürgerbewegung hatte, als sehr stark ein. Diejenigen, die zurück zum Nationalstaat wollten, seien "mit einer wirklichen Inbrunst und voller Überzeugung" unterwegs. In kürzester Zeit hätten sie sich in vielen Ländern, etwa in Italien, Polen und Ungarn, etabliert und seien in Regierungen vertreten.

"Und wenn dem nichts Adäquates entgegengesetzt wird, dann wird es trüb und dunkel in Europa." Bei den anstehenden Wahlen gebe es zum ersten Mal die Gefahr, dass nationalistische Parteien eine signifikante Kraft im Europaparlament würden.

"Proeuropäisches Blut, proeuropäische Idee"

"Und das gilt es unbedingt zu verhindern", so Röder. In Depression will er nicht verfallen: "Nichtsdestotrotz sehe ich auch, wie viel Gegenkraft da ist", sagt er und betont, dass "auch in den genannten Ländern nach wie vor sehr, sehr proeuropäisches Blut, proeuropäische Kraft, proeuropäische Idee ist".

Brexit, Trump, Le Pen, Wilders, AfD: Im Frühjahr 2017 hatte sich eine antieuropäische Stimmung breit gemacht. Die Anwälte Sabine und Daniel Röder wollten nicht zusehen, wie die europäische Idee den Bach runter ging. Sie gründeten einen Verein mit deutscher Zentrale in Frankfurt am Main.

Schnittstelle zwischen Bürgern und Politik

"Demokratie scheitert nie an den Rändern, sondern an der Gleichgültigkeit der Demokraten", so mahnten die Gründer der Bewegung. "Pulse of Europe" breitete sich über Deutschland schließlich in zahlreiche Staaten Europas aus. Sonntag für Sonntag sorgten blaue Fahnen, Banner und Luftballons mit gelben Sternchen auf vielen Marktplätzen - von Berlin bis Porto - für positive europäische Stimmung. Zwischenzeitlich gab es regelmäßige Veranstaltungen in 130 Städten in 20 europäischen Ländern.

Eine eigene Europa-Partei soll allerdings nach Aussage der Verantwortlichen nicht daraus erwachsen, auch weil als Bewegung man viel flexibler reagieren könne. "Pulse of Europe" solle eine Schnittstelle zwischen Bürgern und Politik sein und das europäische Bewusstsein wach halten.

Seit Sommer gehen die Verantwortlichen einen neuen Weg, um das zu schaffen: "Pulse of Europe" ermuntert Bürger, "Hausparlamente" einzuberufen und über europäische Fragen zu diskutieren. Vorbild ist die Bewegung "En marche" von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron: Deren Unterstützer waren vor den Wahlen in Frankreich von Wohnung zu Wohnung gegangen, um mit den Bürgern über Europa zu reden.


Kanzlerin Angela Merkel im Bundestag / © Michael Kappeler (dpa)
Kanzlerin Angela Merkel im Bundestag / © Michael Kappeler ( dpa )

Staatspräsident Emmanuel Macron / © Alain Jocard (dpa)
Staatspräsident Emmanuel Macron / © Alain Jocard ( dpa )
Quelle:
KNA