"Ihr könnt das besser!", spornt die junge Klimaaktivistin Elizabeth Wathuti aus Kenia die 650 anglikanischen Bischöfe aus allen Teilen der Welt an. Mehr noch: "Wir müssen es unbedingt besser machen, sonst ist unser Planet am Ende." Diese Botschaft unterstützen die Teilnehmer der 15. Lambeth-Konferenz am Mittwoch in London. Für einen Tag hat sich die alle zehn Jahre tagende Welt-Bischofsversammlung vom südostenglischen Canterbury in die Hauptstadt verlegt. Rund um den Lambeth Palace, Londoner Residenz des Erzbischofs von Canterbury, setzen die Bischöfe und Bischöfinnen und ihre 480 mitgereisten Ehegatten ein Zeichen für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung. Und auch die Queen und UN-Generalsekretär Antonio Guterres unterstützen ihr Anliegen.
Wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit
In einer Videobotschaft betont Guterres, alle Menschen seien aufgefordert, das Leben nicht durch Worte, sondern durch Taten für andere zu bereichern und für wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit zu sorgen. "Indem wir diese Werte jeden Tag leben, können wir einer nachhaltigen, gleichberechtigten und gerechten Welt, die jeder Mensch verdient, einen Schritt näherkommen."
Königin Elisabeth II. schrieb an die Bischöfe: "Wir leben in einer Zeit, in der die Auswirkungen des Klimawandels das Leben und die Lebensgrundlage vieler Menschen und Gemeinschaften bedrohen, nicht zuletzt der Ärmsten und derjenigen, die sich weniger anpassen können." Das Anliegen des Programms im Lambeth Palace, Umweltschutz, habe auch ihrem verstorbenen Ehemann Prinz Philip "am Herzen gelegen" und werde von den Nummern eins und zwei der Thronfolge, Prinz Charles und Prinz William, weitergeführt. Unter anderem hatte Prinz Charles zum 70. Thronjubiläum seiner Mutter die Baumpflanzaktion "The Queen's Green Canopy" ("Das grüne Dach der Königin") initiiert.
Symbolische Baumpflanzung
Ähnliches hat das globale anglikanische Umweltprogramm "The Communion Forest" im Sinn, das am Mittwoch mit einer symbolischen Baumpflanzung durch Erzbischof Justin Welby, seine Frau Caroline und den Erzbischof von Kapstadt, Thabo Makgoba, im Garten am Lambeth Palace gestartet wurde. Es sei nicht die richtige Jahreszeit, um einen echten Baum zu pflanzen, so der Hausherr bei sommerlicher Hitze. Der Gedanke, dass die untypischen Temperaturen auch mit dem Klimawandel zusammenhängen, dürfte in der sengenden Sonne vielen Anwesenden gekommen sein. Anschauliches Beispiel dafür, wie sehr die Zeit für wirksame Maßnahmen zum Erreichen des 1,5 Grad-Ziels drängt.
Beim anglikanischen "Communion Forest" sind alle Delegierten aufgerufen, in ihren Diözesen und Provinzen dafür zu sorgen, dass Bäume gepflanzt, Feuchtgebiete und Küstensanierungsprojekte gestartet werden. Damit soll der Grundstein für ein kollektives Engagement für Waldschutz und zur Wiederherstellung von Ökosystemen gelegt werden. Darüber hinaus werden die Politiker der Welt aufgefordert, endlich ihre Versprechen zu erfüllen, die sie mit dem Pariser Klimaabkommen 2015 gaben und bei der Umweltkonferenz COP26 in Glasgow im vergangenen Jahr bekräftigten. Bei letzterer hatte auch Klimaaktivistin Elizabeth Wathuti (27), Gründerin der Green Generation Initiative und Trägerin mehrerer Preise, gesprochen
"Reaktion war unzureichend"
Erzbischof Julio Murray, Bischof von El Salvador und Mittelamerika, vertrat in Glasgow die anglikanische Gemeinschaft. "Die Reaktion von COP26 auf die Klimakrise war unzureichend! Mit Blick auf die Aktionen und auf die Dringlichkeit, die das Thema wirklich erfordert", betont er. "Der Klimawandel wird Kriege verursachen und zu enormen Flüchtlingsbewegungen führen", warnt Erzbischof Welby. Es werde Konflikte um den Zugang zu Nahrung und Wasser geben, wie es in Äthiopien oder dem Horn von Afrika bereits der Fall sei.
Die Christen könnten einen Unterschied machen, betont der Ehrenprimas der Anglikanischen Weltgemeinschaft. Vor allem dann, wenn ihre Oberhäupter gemeinsam aufstehen würden. "Es ist sehr wichtig, dass Leute wie ich und der Papst gemeinsam handeln und Probleme ansprechen", so Welby, der Papst Franziskus attestiert, "großartige Arbeit" zu machen.
Im Abendprogramm der Konferenz können sich die Delegierten den Film "Don't look up" ansehen: Die verstörende Geschichte eines Wissenschaftlers, der die Mächtigen der Welt dazu bringen will, etwas gegen einen nahenden Meteoriteneinschlag zu tun - vergeblich.