Queerbeauftragter nimmt bei Kirchen Umdenken wahr

Offener als vorher

Die Kirchen in Deutschland haben sich aus Sicht des Queerbeauftragten der Bundesregierung, Sven Lehmann, immer weiter Menschen mit verschiedenen Geschlechtsdefinitionen geöffnet. Das sagte der Grünen-Politiker im "Spiegel"-Interview.

Segnungsfeier für Homosexuelle / © Melanie Lemahieu (shutterstock)
Segnungsfeier für Homosexuelle / © Melanie Lemahieu ( shutterstock )

"Es geht immer weniger um die Vorgabe, du musst so sein, wie wir das wollen – sondern mehr da rum, so sein zu dürfen, wie man ist", sagte Lehmann im "Spiegel"-Interview (Samstag). Er nehme bei den Kirchen ein Umdenken wahr, so Lehmann und fügte hinzu: "Christlich ist auch, Menschen zu akzeptieren, ihre Würde zu respektieren und ihnen ein Leben ohne Angst und Gewalt zu ermöglichen."

 © Christoph Soeder (dpa)
© Christoph Soeder ( dpa )

Erster Queerbeauftragter der Bundesregierung 

Lehmann war im Januar vergangenen Jahres zum ersten Queerbeauftragten der Bundesregierung ernannt worden. Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt. Unter ihnen sind Personen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung die wohl größte Gruppe.

Selbstbestimmungsgesetz 

Derzeit verhandelt die Bundesregierung über ein neues Selbstbestimmungsgesetz, das an die Stelle des bisherigenTranssexuellengesetzes treten soll. Es sieht eine einheitliche Regelung für trans- und intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen zur Änderung des Geschlechtseintrages und des Vornamens vor. Dies soll künftig allein durch eine Erklärung vor dem Standesamtmöglich sein. Es geht bei der Reform nicht um geschlechtsangleichende Operationen.

2022 mehr Angriffe gegen queere Menschen

Queere Menschen in Deutschland sind offenbar auch sechs Jahre nach Einführung der Ehe für alle von Gewalt bedroht. 2022 habe es einen Anstieg auf 1.400 solcher Straftaten gegeben, kritisierte die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, am Mittwoch. "Die Dunkelziffer ist deutlich höher - täglich werden queere Menschen beleidigt, ausgegrenzt und bedroht", erklärte die Grünen-Politikerin anlässlich des Internationalen Tags gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit.

Im ostafrikanischen Kenia droht Homosexuellen eine Höchststrafe von 14 Jahren Gefängnis / © DisobeyArt (shutterstock)
Im ostafrikanischen Kenia droht Homosexuellen eine Höchststrafe von 14 Jahren Gefängnis / © DisobeyArt ( shutterstock )
Quelle:
KNA