In einem Meinungsbeitrag für die "Washington Post" schreibt der einflussreiche New Yorker Rabbi Avi Weiss, der Papstes habe bereits früher bewiesen, "ein großartiger Freund der jüdischen Gemeinschaft zu sein". Es liege in seiner Macht, die Kirchengemeinde zur Aufgabe des Gotteshauses zu bewegen.
Die örtlichen Katholiken hatten mit Zustimmung der Behörden in Polen 1982 das alte Kommandantur-Gebäude der SS zu einer Kirche umgewandelt. Darin wird die von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochene, zum katholischen Glauben übergetretene jüdische Philosophin und Ordensfrau Edith Stein verehrt. Die aus Breslau stammende Ordensfrau war als Häftling 44 074 in der Gaskammer von Birkenau ermordet worden.
Der Rabbi aus der Bronx, den die Zeitschrift "Newsweek" zu den zehn prominentesten jüdischen Geistlichen der USA zählt, wirbt in dem Beitrag für die Echtheit des Erinnerungsorts. Der 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers am 27. Januar habe unterstrichen, wie wenige Überlebende des Holocaust es noch gebe. "Wir dürfen nicht erlauben, dass Beweise für die Verbrechen des Holocaust von anderen Gruppen für andere Zwecke vereinnahmt werden", erklärte Weiss.
1989: Protest gegen Kameliterkloster
Der Rabbi führte 1989 einen spektakulären Protest gegen die sogenannte "Christianisierung der Schoah" an. Mit anderen Aktivisten besetzte er das "alte Theater" auf dem Lagergelände, das Kameliter-Schwestern zu einem Kloster umgewandelt hatten. In dem Gebäude hatte die SS das "Zyklon B"-Gas gelagert, mit dem sie in Auschwitz und Birkenau über 1,2 Millionen Menschen ermordeten. Mehr als 900.000 Opfer waren Juden.
Papst Johannes Paul II. ordnete 1993 die Schließung des Klosters an; die Ordensfrauen sollten an einen anderen Ort in Auschwitz übersiedeln. Die gleiche Entschlossenheit wünscht sich der Rabbi nun von Papst Franziskus. "Das Gedenken der ermordeten Juden dort - ermordet, weil sie Juden waren - muss mit historischer Genauigkeit anerkannt werden." Rabbi Weiss spricht sich statt der Kirche für ein Museum aus, in dem die Gräueltaten der Nazis gezeigt werden.