Radio Vatikan über die Urteile im Vatileaks-II-Prozess

"Ein Schritt in die richtige Richtung"

Der Vatileaks-II-Prozess ist mit milden Urteilen und Freisprüchen zu Ende gegangen. Der Papst kann die Strafen aufheben, indem er die Verurteilten begnadigt. Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan hat den Prozess verfolgt und begrüßt den Ausgang des Verfahrens.

Freispruch für Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi / © Fabio Frustaci (dpa)
Freispruch für Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi / © Fabio Frustaci ( dpa )

domradio.de: Wie wahrscheinlich ist es, dass der Papst die Verurteilten begnadigen wird?

Pater Bernd Hagenkord (Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan): Wir gehen alle davon aus, dass es Begnadigungen geben wird. Es ging auch gar nicht so sehr darum, dass die Haft angetreten wird. Vielmehr wollte man feststellen, was ist Sache gewesen? Sind vertrauliche Dokumente gesetzeswidrig weiter gegeben worden? Das sollte auch gerichtsnotorisch festgestellt werden.

domradio.de: Alles in allem – ist das Urteil nicht ein Anreiz für Kriminelle, sich nicht an das Gesetz zu halten?

Hagenkord: Ich glaube nicht. Der Vatikan hat in Form von Vatikansprecher Lombardi gesagt, es gehe nicht, Gesetze zu haben, z.B. gegen Geheimnisverrat, und sie dann nicht anzuwenden. Die Frage ist auch die, wie man das wieder in den Griff bekommen kann? Es gab da auch eine gewisse Kultur des Weitergebens, des Treffens mit italienischen Journalisten. Um dem vorzubeugen, ist es wichtig, die Gesetze anzuwenden und zu sagen: "Da schauen wir nicht weg."

domradio.de: Hat sich das Thema "Vatileaks" nun erledigt oder kommt da noch ein Nachspiel?

Hagenkord: Das werden wir in den kommenden Tagen erfahren. Was das Gericht und das Gerichtsverfahren anbetrifft: Die Verurteilten dürfen Berufung einlegen und dann würde das nochmal aufgerollt werden. Es fehlt auch noch die Urteilsbegründung, die in den kommenden Wochen erwartet wird. Das Thema "Vatileaks" geht vielleicht noch weiter. Bis die Unkultur der Weitergabe von Dokumenten der Vergangenheit angehört, dauert es wohl noch ein bisschen. Aber das Urteil war schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR