Rap-Priester kritisiert Aufruf zum Bordellbesuch in "Layla"

"Ballermann-Hit hat aber auch seine positiven Seiten"

Ein Party-Hit, Platz 1 der Single-Charts, soll auf diversen Volksfesten nicht mehr laufen. Das Lied, in dem "Puffmama Layla" eine Rolle spielt, sorgt gerade für eine Sexismus-Debatte. Rapper und Pfarrer Norbert Fink ist zwiegespalten.

Konzert (Symbolbild) / © Piotr Piatrouski (shutterstock)
Konzert (Symbolbild) / © Piotr Piatrouski ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das Lied ist auf Platz eins der Single-Charts. Also kann man doch davon ausgehen, dass viele "Layla" und folgende Songzeilen auch hören wollen: "...meine Puffmama heißt Layla / sie ist schöner, jünger, geiler".

Pfarrer Norbert Fink (Stadt- und Kreisjugendseelsorger im Erzbistum Köln und Rapper): Ja, definitiv. Der Song hat einfach Ohrwurm-Qualität. Der lädt dazu ein, mitzugrölen. Man kann sich den Refrain superleicht merken. Das schafft Gemeinschaft, macht Spaß. Der hat auch seine positiven Seiten, seine Anreize im wahrsten Sinne.

Pfarrer Norbert Fink / © Norbert Fink
Pfarrer Norbert Fink / © Norbert Fink

DOMRADIO.DE: Sie arbeiten als Stadt- und Kreisjugendseelsorger. Würden Sie jetzt mit den Jugendlichen zu Layla tanzen?

Fink: Wenn es laufen würde, ob ich da mittanzen würde... das müsste ich mir überlegen. Ich selbst würde das Lied nicht auflegen, weil ich es doch anzüglich finde. Ich würde nicht die Sexismus-Keule rausholen, denn da muss man auch gerecht sein: Dann dürfte man ganz viele Songs von Rappern nicht hören, nicht spielen. Viele Mallorca-Hits, auch auf Spanisch oder auf Englisch, haben fragliche Texte.

Was ich an dem Lied schrecklich finde, ist dass der Bordellbesuch ja im Grunde verherrlicht oder verharmlost wird. Dass es eine Versuchung ist, die Spaß macht und geil ist. Man sollte da hingehen, dann wird man ein frohes Lächeln auf dem Gesicht haben. Das Lied lädt gerade dazu ein, einen Puff, ein Bordell zu unterstützen.

Pfarrer Norbert Fink

Da muss man auch gerecht sein: Da dürfte man ganz viele Songs von Rappern nicht hören, nicht spielen.

Und das ist ja im Grunde überhaupt nichts Positives, im Gegenteil, weder für die Frauen noch für die, die es besuchen. Also ich bin da zwiegespalten bei dem Song, weil er auf der einen Seite Spaß macht, aber auf der anderen Seite eine ganz schlechte Botschaft hat.

DOMRADIO.DE: Und trotzdem ist der Song jetzt so erfolgreich – Platz eins der Charts. Worin sehen Sie denn da das Erfolgsrezept?

DJs Robin und Schürze, Sänger des Partyhits Layla / © P. Pasytsch (dpa)
DJs Robin und Schürze, Sänger des Partyhits Layla / © P. Pasytsch ( dpa )

Fink: Er ist textlich etwas schlüpfrig, bietet Verbotenes dar, und das hat ja so einen gewissen Reiz. Und weil der eben so als Song wirklich Ohrwurm-Qualität hat. In letzter Zeit war es eher selten, dass es so Songs gibt, die alle mitsingen können.

DOMRADIO.DE: Früher gab es auch schon so andere anzügliche Ballermann-Hits. "Zeig doch mal die Möpse", "Zehn nackte Friseusen" zum Beispiel. Warum macht jetzt ausgerechnet "Leyla" so eine Furore?

Fink: Ich denke, weil es um das Ding geht, ins Bordell zu gehen. Und dass es ein indirekter Aufruf ist, sich diesen Spaß zu gönnen. Und ich glaube, das spaltet die Gemüter, wenn man ernsthaft darüber nachdenkt, was da gesungen wird.

Norbert Fink

Ich würde "Layla" nicht auflegen!

DOMRADIO.DE: Wo würden Sie denn sagen, kann so eine Musik laufen und wo sollte sie dann vielleicht doch nicht laufen?

Fink: Puh, ich würde es zum Beispiel nicht laufen lassen. Ob das in einer Disco oder auf einem Schützenfest gemacht werden kann... Ich mag nicht darüber urteilen, aber ich würde es nicht verbieten. Da muss jeder selbst als Veranstalter entscheiden, ob er es spielen lässt.

Das Interview führte Florian Helbig.

Zehntausende unterzeichnen Online-Petition für Song Layla

Mehr als 25 000 Menschen haben bis zum Donnerstagnachmittag ein Online-Petition unter dem Motto #freelayla unterschrieben. Gestartet wurde die Petition von der Plattenfirma "Summerfield Records", die den umstrittenen Partyhit "Layla" veröffentlicht hat. Chef der Firma aus dem Westerwald ist Matthias Distel, selbst bekannt als Ballermann-Sänger Ikke Hüftgold.

Online-Petition / © Andrey_Popov (shutterstock)

 

Quelle:
DR
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